Ende Oktober wurden die spanischen Regionen Valencia, Andalusien und Murcia von heftigen Regenfällen getroffen. Vielerorts laufen Aufräum- und Aufbauarbeiten schleppend.
Ein weißer Kühlschrank liegt wie ein Mahnmal im Morast. Weiter hinten in der Straße ein Sofa und anderer Hausrat, im nahen Flussbett Barranco del Poyo dann noch mehr Kühlschränke, Schutt und Schlamm.
Hier in Paiporta und anderen Gemeinden westlich und südlich der Stadt Valencia im Osten Spaniens waren die von heftigen Regenfällen weiter oben in den Bergen ausgelösten Flutwellen am 29. Oktober 2024 durchgerast. Fast drei Monate später wirkt es, als wäre es erst gestern passiert.
Die Schäden sind so immens, dass die Arbeit Tausender Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleute sowie die Hilfe Tausender Freiwilliger aus den ersten Wochen nicht sofort ins Auge fällt. „Also dass es hier zwei, drei Monate später noch immer so aussieht“, sagt kopfschüttelnd eine Passantin auf einer der Brücken, blickt ungläubig ins Flussbett und geht weiter.
Fast 500 Liter Regen pro Quadratmeter
An jenem 29. Oktober hatte ein im Mittelmeerraum durchaus übliches Wetterphänomen namens Kaltluftropfen – kurz auch „Kalter Tropfen“ genannt – gewütet. Was dabei anders war: An einigen Orten in höheren Lagen fielen binnen wenigen Stunden bis zu 491 Liter pro Quadratmeter – so viel wie sonst in einem Jahr in der Region.
Die Wassermassen waren so gewaltig, dass das System der „Barrancos“ – also Schluchten, die als Abflusskanäle in der zum Meer hin abflachenden Region dienen – kollabierte und die Fluten unkontrolliert durch die Straßen vieler Orte tosten. Alleine in Paiporta starben 45 der mindestens 224 Todesopfer in der Region Valencia. Acht weitere Tote gab es in Andalusien und in der Region Kastilien-La Mancha.
„Wissen auch nicht, was hier genau geschehen soll“
Ein Militärfahrzeug hält am Barranco del Poyo in Paiporta, vier Soldaten steigen aus und schauen in das mehrere Meter tiefe und breite Flussbett voll Schlamm und Hausrat. „Wir wissen auch nicht, was hier genau geschehen soll“, sagt einer von ihnen. „Wir sind hier in der Nähe in Algemesí im Einsatz, verteilen dort Essen und Windeln und wollten uns mal hier die Schäden anschauen.“
Wie genau es weitergehen soll, ist auch vielen Menschen und Lokalpolitikern vor Ort nicht klar. Hunderte Gebäude – darunter Wohnhäuser, Geschäfte und Schulen – in dem Katastrophengebiet sind derzeit nicht nutzbar, viele davon gar einsturzgefährdet. Dazu kommen Schäden an zahlreichen Brücken, Straßen, Eisenbahnlinien und anderer Infrastruktur.
Bisher stellte Spaniens Zentralregierung in Madrid 16 Milliarden Euro für Wiederaufbau, Hilfen für Unternehmen und Betroffene sowie Entschädigungen bereit. Viele Entscheidungen sind aber noch nicht getroffen, viele Fragen noch gar nicht ernsthaft angegangen: Wo kann wieder gebaut werden angesichts der Gefahr neuer Überschwemmungen in Zeiten des Klimawandels? Wie sollen die Flussbetten angepasst werden? Und gibt es überhaupt genügend Handwerker?
Regierungschef Sánchez: Haben noch viel zu tun
Viele Gemeinden konnten mittlerweile zu einem gewissen Alltag zurückkehren. Doch in 28, darunter auch Paiporta, gilt immer noch die Notstandsstufe Zwei. Das bedeutet, dass diese Orte auf Hilfe von außen – sprich der Zentralregierung in Madrid – angewiesen sind. Etwa 4.000 Soldaten der militärischen Notstandseinheit (UME) und der übrigen Streitkräfte sind weiter im Einsatz.
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez kam kürzlich …read more
Source:: Kurier.at – Politik