
KURIER: Was sind die ersten Dinge, die Sie angehen wollen?
Cornelia Richter: Die erste Amtshandlung ist der Dank, weil ich von dem fast einmütigen Ergebnis überrascht und berührt bin. Zunächst möchte ich einen sehr engen Kontakt zu den Pfarrgemeinden quer durch Österreich aufbauen. Ich finde, dass die Bischöfin wissen muss, was wo los ist, wo die Stärken, aber auch die Sorgen sind. Das Zweite ist, dass ich in dieser dynamischen Kirche einen starken Fokus auf die jungen Menschen legen möchte. Weil wir natürlich – wie die Gesellschaft insgesamt – Nachwuchssorgen haben. Wir könnten durchaus mehr junge Menschen brauchen, die bereit sind, in die Pfarrgemeinden zu gehen, und zwar in ganz verschiedenen Bereichen. Es ist einfach supercool, in der Kirche zu arbeiten.
Sehen Sie eine Chance, dass sich beim Thema Karfreitag als Feiertag seitens der Politik etwas bewegt?
Eigentlich schon. Mein Eindruck ist, dass da sehr stark wirtschaftliche Überlegungen mitgespielt haben – und dass möglicherweise vielen gar nicht bewusst ist, was das für ein Feiertag ist. Es wird viel über den Minderheitenstatus argumentiert, es wird beklagt, dass eine Geschichtsvergessenheit mit der Abschaffung einhergeht. Aber vielleicht gibt es noch weitere Beweggründe, die man im Gespräch eruieren kann. Ich habe erfahren, dass es bereits weitere Gesprächstermine mit Vertretern der Politik gibt – ich gehe da mit einem Optimismus hinein.
Sie wechseln von der akademischen Welt in die Seelsorge. Wie sehen Sie dem entgegen?
Sehr zuversichtlich! Weil ich seit letztem Herbst viele Gespräche geführt habe – mit Pfarrern, Religionslehrern, einfachen Gemeindemitgliedern. Und ich habe gesehen, wie hoch engagiert die Menschen in dieser Kirche sind. Natürlich haben wir Probleme wie andere Institutionen auch. Aber wenn sich die Umstände ändern, dann muss man sich dem stellen und professionell darauf zugehen. Da gibt es gar nicht soviel Unterschiede, ob man nun an der Universität in leitender Funktion tätig ist oder ob man eine Kirche leitet. Was in der Kirche dazu kommt, ist die geistliche Dimension, die eine unglaubliche Schönheit hat. Die Schönheit der Liturgie, der Predigt, unserer Kirchenräume, aber auch die Schönheit von jungen und neuen Formaten – das ist eine große Bereicherung.
Wie schätzen Sie die ökumenische Situation in Österreich ein?
Ich kenne die Zusammenarbeit bereits von meiner Tätigkeit an der Uni. Ich weiß ganz gut, wie die katholische Kirche funktioniert. Von daher würde ich erwarten, dass auch in Österreich ökumenische Gespräche sich sehr freundlich anlassen, und dass diese auch professionell geführt werden. Wobei professionell auch immer heißt: sachorientiert. Dort, wo wir gemeinsame Anliegen haben, werden wir schnell zusammenfinden – und bei den Dingen, die uns trennen, da kommt es eben darauf an, wie man sich gegenseitig in den Respekt der jeweils eigenen Sphäre entlässt.
Ein Auf-der-Stelle-Treten in der Ökumene sehen Sie nicht?
Das kommt darauf an, welche Art der Ökumene man meint. Die lehramtliche Ökumene, die Ökumene von oben ist das eine: Da geht es darum, ob die evangelische Kirche als Kirche anerkannt wird, ob es eine Abendmahlgemeinschaft gibt. Da erwarte ich mir offen gesagt auch vom neuen Papst nur sehr bedingt weitere Schritte. Das ändert aber nichts daran, dass man mit dem nötigen …read more
Source:: Kurier.at – Politik