Frankreichs neues Linksbündnis überrumpelt Macron

Politik

Selbst Ex-Präsident Hollande schloss sich der Allianz an, um ein Comeback zu wagen.

Seit Präsident Emmanuel Macron am Abend der EU-Wahl angekündigt hat, die Nationalversammlung aufzulösen und kurzfristig Neuwahlen auszurufen, bleibt kein Stein auf dem anderen in Frankreichs Parteienlandschaft. Er zog damit eine Konsequenz aus dem schlechten Abschneiden seiner Partei und dem Triumph des rechtsextremen Rassemblement National (RN) und forderte eine „Klärung“ der Lage. 

Doch sie verkompliziert sich immer mehr, da sich sowohl im rechten als auch im linken Lager Bündnisse bilden – und Macrons Bewegung alleine in der Mitte steht.

Die konservativen Republikaner stehen vor der Spaltung, nachdem der bisherige Parteichef Éric Ciotti im Alleingang ein Bündnis mit den Rechtsextremen angekündigt hat, während seine bisherigen Parteifreunde versuchen, ihn loszuwerden und sich irgendwo zwischen dem RN und Macrons Mitte-Lager zu positionieren. 

Die Präsidentenpartei ist mühsam in den Wahlkampf gestartet. Sie stellt nur in 489 von 577 Wahlbezirken eigene Kandidaten auf, um in den anderen die Chancen von „demokratischen“ Bewerbern zu erhöhen – also all jene, die nicht dem Rechtsbündnis angehören. So sollen in Bezirken, in denen sich Macrons Partei ohnehin kaum Chancen ausrechnet, Wahlsiege des RN unbedingt verhindert werden.

Doch Macron hatte nicht damit gerechnet, dass sich die notorisch zerstrittenen Linken zu einem Bündnis zusammenfinden: Sozialisten, die Linkspartei LFI (La France Insoumise, „Das unbeugsame Frankreich“), Grünen und Kommunisten einigten sich unter dem Namen „Neue Volksfront“ in Anspielung auf die Volksfront aus dem Jahr 1936 auf ein gemeinsames Programm und eine Aufteilung der Wahlkreise.

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Die neue Allianz bekam auch erstaunlichen Zulauf, etwa von einer Gewerkschafterin, der Ökonomin Julia Cagé – und von Ex-Präsident François Hollande. „Für eine außergewöhnliche Situation ist eine außergewöhnliche Entscheidung angebracht“, erklärte der 69-Jährige. Es sei eine große Gefahr, dass die Rechtsextremen, die die Umfragen mit mehr als 30 Prozent anführen, sich näher denn je an der Pforte der Macht befänden.

Hollandes Comeback hatte sich angekündigt

In Wahrheit handelt es sich nur um eine halbe Überraschung. Denn aus seinem Wunsch, wieder in die aktive Politik zurückzukehren, hatte Hollande längst keinen Hehl mehr gemacht. Der Sozialist gibt seit Monaten Interviews, schrieb ein Buch und tourte auf Lesereise durch das Land. 

APA/AFP/FRANCK FIFE

Frankreichs ehemaliger Präsident François Hollande kehrt in die Politik zurück.

Es scheint, als habe er nur noch auf den geeigneten Moment für ein Comeback gewartet, nachdem er 2012 auf eine weitere Kandidatur verzichtet hatte. Damals galt er als chancenlos, inzwischen gehört er wieder zu den beliebtesten Politikern des Landes.

Im Fall eines Siegs bei den Parlamentswahlen am 30. Juni und 7. Juli könnte er als einfacher Abgeordneter in der Nationalversammlung sitzen. Das gab es bereits im Fall von Valéry Giscard d’Estaing, der nach seiner Abwahl als Staatschef Abgeordneter im europäischen und im französischen Parlament wurde. 

Auch er galt als Mann, der die Politik einfach nicht loslassen konnte – wie jetzt Hollande, der in seiner Laufbahn bereits Parlamentarier war und jahrelang Chef der Sozialisten.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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