Hattmannsdorfer: „Ich halte nichts von klassenkämpferischen Parolen“

Politik
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, EXPO OSAKA, Japan, Mai 2025

Mit rund 150 Vertretern aus Wirtschaft, Industrie und Forschung waren Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) diese Woche in Japan auf Wirtschaftsmission.

Erster Stopp war die Hauptstadt Tokio und ein Vernetzungstreffen Wirtschaftstreibender, zweiter dann Osaka mit der dort stattfindenden Expo, wo sich Österreich mit 157 Ländern und sieben internationalen Organisation präsentiert. Hattmannsdorfer betonte hier und dort die Gemeinsamkeiten zwischen Österreich und Japan – und die Beziehungen noch weiter auszubauen.

Enzo Holey

EXPO: Hattmannsdorfer, Doris Schmidauer, Alexander Van der Bellen, Mischa Rendi

Mit dem KURIER sprach Hattmannsdorfer in Osaka über die Chancen in der Ferne (Export), die Probleme daheim (Budgetloch) und die Aussichten für den Standort Österreich (Songcontest).

KURIER: Donald Trump hat Strafzölle in Höhe von 50 Prozent gegen die EU angekündigt – wie soll man darauf reagieren?

Wolfgang Hattmannsdorfer: Trump bleibt unberechenbar, das hat sich nun einmal mehr bestätigt. Umso entscheidender ist es deshalb, dass die EU mit einer Stimme spricht und eine Lösung am Verhandlungstisch findet. Sollte Trump Ernst machen, muss die EU handelspolitische Gegenmaßnahmen treffen und diese insbesondere auf Tech- und digitale Dienstleistungskonzerne ausweiten. Die EU darf nicht in Schönheit sterben.

Wir stehen in Österreich vor einem Budgetloch, die Wirtschaft schrumpft. Können uns Partnerschaften wie jene mit Japan da rausreißen?

Österreich verdient zwei von drei Euro im Export, und die Geschichte zeigt: Wir haben bisher jede wirtschaftliche Krise über den Außenhandel überwunden. Deshalb setzen wir hier einen Schwerpunkt. Denn klar ist: Ohne Außenhandel kein Wohlstand, kein Sozialstaat.

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Warum ausgerechnet Japan?

Anlass unseres Besuches ist natürlich die Weltausstellung, die sich gut eignet, um neue Partnerschaften zu bilden und alte zu stärken. Aber es gibt auch viele Parallelen zu Österreich. Japan hat ebenfalls eine Industrie, die sehr innovationsorientiert ist, sehr auf Automatisierung setzt. Japan ist unser viertwichtigster Handelspartner außerhalb von Europa. Ich sehe ein zusätzliches Potenzial von 1,5 Milliarden Euro, insbesondere im pharmazeutischen Bereich, im Maschinen- und Fahrzeugbau und in der Umwelttechnologie. Japan rühmt sich mit dem Ziel, die sauberste Industrie der Welt werden zu wollen. Das ist eine irrsinnige Chance für unsere Unternehmen.

Sie haben vor Ort mehrmals den Fleiß der Japaner gelobt – der in der Realität bedeutet, dass eine hohe Anzahl an Überstunden und kaum Urlaub Usus sind, dass Menschen im Stehen in der U-Bahn einschlafen, die Suizidrate hoch ist .

Enzo Holey

Es geht mir um das Mindset, dass Fleiß, Erfindergeist und Internationalität die Grundlage sind für wirtschaftlichen Erfolg. Wenn wir uns in Österreich im Teilzeit-Modus befinden, werden wir unseren Wohlstand nicht halten können. Deshalb brauchen wir wieder Anreize und ein klares Commitment, dass Leistung gesellschaftlich erwünscht ist und honoriert wird. Das tun wir in der Regierung, indem wir die Bildungskarenz abgeschafft haben, die in Wahrheit ein staatlich gefördertes Auszeitmodell war, durch eine steuerfreie Mitarbeiterprämie, und eine Leistungs-Flattax für das Arbeiten im Alter, die nächstes Jahr kommt.

In Richtung welcher Länder soll sich Österreich noch orientieren?

Wir brauchen in der Europäischen Union eine Grundsatzdiskussion, wie wir den Binnenmarkt der Zukunft gestalten wollen. Der endet nicht zwingend mit den Kontinentalgrenzen. Wir müssen uns Partner suchen, die ähnlich strukturiert sind, ähnliche Produktstandards haben. Ich denke da an Kanada …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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