
Akute Wohnungsnot: Wie in Wien müssen Eigentümer in Spanien deshalb – ab heute – die Zustimmung der Hausgemeinschaft haben, bevor sie ihre Immobilie Touristen anbieten.
von Maren Häußermann, Madrid
Spanien versucht die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt zu verbessern. Denn die Mieten steigen. Vor Einführung des Mietendeckels, zwischen 2015 und 2022, in Madrid um 29 Prozent, in Barcelona um 33Prozent, in Valencia um 42 Prozent.
Eine Ursache dafür sieht die spanische Regierung in den zahlreichen Touristenwohnungen, die den Einwohnern nicht länger zur Verfügung stehen. Laut der spanischen Zentralbank fehlen aktuell circa 600.000 Wohnungen. Mehr als im wesentlich bevölkerungsstärkeren Deutschland.
Um gegen diese Entwicklung vorzugehen, schaltet der Staat nun die Nachbarschaft ein. Drei Fünftel der Eigentümer eines Hauses müssen der Ferienwohnung zustimmen.
Wird sie umgangen, kann die Hausgemeinschaft juristisch vorgehen. Esperanza Sanchez vermietet Wohnungen über Airbnb. Sie hält von dem neuen Gesetz nicht viel: “Vielleicht geben dadurch ein paar private Vermieter auf, oder sie finden illegale Wege.”
Illegal vermietet
Die illegale Vermietung beschäftigt die Behörden. Ende März hat das Verbraucherschutzministerium darüber informiert, dass von 16.335 überprüften online beworbenen Ferienwohnungen in der Hauptstadt Madrid weniger als sieben Prozent offiziell registriert sind.
APA/AFP/JOSEP LAGO
Touristenmassen in Barcelona
Die Einnahmen durch Ferienwohnungen müssen versteuert werden. Auch deshalb geht der Staat gegen die illegale Vermietung vor. Mit Juli tritt ein weiteres Gesetz in Kraft, das Onlineplattformen dazu verpflichtet, die Identifikation der Wohnungsanbieter zu ermöglichen und deren Anzeige bei Verstößen zu löschen.
Die Städte machen mobil
Zusätzlich ergreifen die Städte eigene Maßnahmen. Madrids Bürgermeister will verbieten, dass im Stadtzentrum Gewerbeflächen zu Wohnungen umfunktioniert werden. Ein Trend, der auch eine Nachbarschaftsorganisation im Norden der Hauptstadt beunruhigt. Sie hofft, dass mit den neuen Gesetzen die Kurzzeitvermietung aufhört.
Ausgenommen von dem neuen Gesetz, das am Donnerstag in Kraft tritt, sind die bereits registrierten Ferienwohnungen. In diesen Fällen können die Nachbarn die Eigentümer lediglich mit bis zu 20 Prozent höheren Betriebskosten belasten, für die Nutzung der Eingangsbereiche, Aufzüge oder Pools.
Esperanza Sanchez findet, dass der Staat sich mit dem Gesetz aus der Verantwortung zieht: “Sie sollen Gemeindewohnungen bauen und nicht Leute bestrafen, die in ihrem Leben Opfer gebracht haben, um eine Immobilie zu haben, die sie vermieten können.”
Source:: Kurier.at – Politik