Südsudan: Hunger frisst ein ganzes Land auf

Politik

Im jüngsten Staat der Erde stirbt jedes dritte Kind vor dem fünften Lebensjahr an Unterernährung. Lebensmittel sind Luxus, die Hitze zerstört die Existenzen der Bauern.

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Auf der einen Straßenseite mehrstöckige Luxushotels. Auf der anderen eine Baracke neben der anderen, notdürftig aus Blech, Ästen und Planen hergestellt. Mittendrin suchen Hühner und Ziegen nach Essbarem. Frauen sitzen vor offenen Feuerstellen, bereiten ein paar Bohnen oder Mais zu. Die Sonne brennt unbarmherzig auf sie herab. Schatten gibt es kaum. Und keinen Luftzug, der etwas Erleichterung verschafft.

Die vielen Kinder toben dennoch über die staubige Erde. Springen über die eingelassenen Steine, turnen auf den Kreuzen. Sie leben hier, auf dem Hai-Malakal-Friedhof. Mitten im Zentrum von Juba, der Hauptstadt des Südsudan, gehören die Toten zum Alltag der Lebenden.

Arm und reich zugleich

Der Südsudan zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Zwar ist das Land in Ostafrika fruchtbar und reich an Bodenschätzen. Doch bei der breiten Bevölkerung bleibt davon nichts hängen. Die Erträge wandern ins Ausland. Korruption ist allgegenwärtig.

Drei Viertel der Bewohner wissen nicht, was sie morgen essen werden. 1,6 Millionen Kinder sind unterernährt.

Zu den Ärmsten der Armen gehören auch die Bewohner des Hai-Malakal-Friedhofs.

 Es sind Binnenvertriebene, die sich während des Bürgerkriegs 2012 hier niedergelassen haben. „Früher haben wir am Land gelebt, wir hatten Rinder“, erzählt eine Frau. Sie sitzt auf einem schmutzigen Teppich, ihr Blick wandert ins Leere. „Aber wir können nicht zurück, unser Dorf gibt es nicht mehr.“

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Michaela Reibenwein

Gerne wohnt hier niemand. „Hier gibt es Geister“, erzählen die Bewohner. Arbeit gibt es kaum. Lebensmittel sind teuer. Ein Becher Bohnen kostet 5 Dollar, ein Becher Mehl 3 Dollar. „Ich denke nicht an morgen“, sagt eine Frau. Neun Kinder muss sie versorgen.

Bildung ist Luxus

Bildung ist Luxus. Schule ist hier nicht gratis. „Manche Eltern schicken ihre Kinder deshalb lieber zum Betteln“, sagt Emanuel Warnyang. Er ist einer der „Chefs“ auf dem alten Friedhof und selbst Analphabet. Seine 16 Kinder sollen Bildung bekommen. „Damit sie ein besseres Leben haben.“

Von so einem träumt auch Viola. Die 14-Jährige steht selbstbewusst zwischen den Baracken. „Nein!“, sagt sie entschieden. „Ich will nicht gleich heiraten. Ich will studieren.“ Viola will Ärztin werden. Dass sie in die Schule gehen kann, verdankt sie einer Schulpatenschaft der Caritas. Insgesamt 80 Kinder und Jugendliche vom Friedhof werden auf diese Weise unterstützt. Sie sollen der Armut und dem Hunger entkommen.

Lebensbedrohlich

Denn der ist allgegenwärtig. Eines von drei Kindern stirbt im Südsudan vor dem fünften Lebensjahr an Unterernährung. In Lologo erhalten deshalb dreimal pro Woche unterernährte Kinder nahrhafte Mahlzeiten mit Bohnen oder Linsen. 300 Kinder werden hier versorgt, der Bedarf kann bei Weitem nicht gedeckt werden. Es gibt Wartelisten.

Eine Frau ist mit ihrer kleinen Tochter gekommen. Ärzte messen den Armumfang des Kindes. „Knapp über 11 Zentimeter“, stellen sie fest. Das Kind ist an einer kritischen Grenze. Ab 11 Zentimetern spricht man von einer kritischen Unterernährung. „Mein Mann ist Polizist“, erzählt die Mutter. „Aber er hat seit Monaten kein Geld bekommen. Wir haben nichts.“

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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