„Teilzeitmodus“: Wird in Österreich zu wenig gearbeitet?

Politik

Laut EU-Kommission ist Österreich heuer der einzige EU-Staat, dessen Wirtschaft schrumpft. Die Probleme sind bekannt: Hohe Energiekosten, kriselnde Industrie und die EU-weit fünfthöchsten Arbeitskosten – also hohe Löhne. Aber arbeiten wir auch zu wenig? 

Dieser Ansicht ist Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP). Ein erheblicher Teil der Arbeitsfähigen in Österreich befinde sich im „Teilzeitmodus“. Wer keine Betreuungspflichten habe, der solle mehr arbeiten, meint Hattmannsdorfer. Hat der Minister damit faktisch recht? Ein Blick auf die Zahlen:

Ist Teilzeit in Österreich stark ausgeprägt?

Ja. Laut Eurostat liegt Österreich mit einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 33,9 Wochenstunden  auf dem vorletzten EU-Platz. Nur die Niederländer arbeiten mit 32,1 Stunden noch kürzer. Die Teilzeitquote ist in den vergangenen zehn Jahren in Österreich um etwa 30 Prozent gestiegen. Bei den Frauen liegt sie bei rund 50, bei Männern bei 12 Prozent der Erwerbstätigen. Am längsten arbeiten mit 39,8 Wochenstunden die Griechen.

Was sind die Gründe für die hohe Teilzeitquote?

Laut der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung ist das Vollzeitstellen-Angebot kaum ein Problem. Sondern? Rund ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen wünschen sich Teilzeitarbeit. Bei den Frauen ist die Kinderbetreuung nur ein Grund: Demnach wünschen sich sogar mehr Frauen ohne zu betreuende Kinder eine Teilzeitbeschäftigung als betreuungspflichtige Frauen. Auch andere Untersuchungen stützen den Trend zur freiwilligen Teilzeit. 

Bei einer Umfrage der Marktforschungsagentur Stepstone 2023 gaben 55 Prozent der Befragten an, einfach „mehr Zeit“ für sich und ihr Umfeld haben zu wollen. Das war der am häufigsten genannte Grund für Teilzeit – vor mentalen und körperlichen Herausforderungen sowie fehlenden finanziellen und steuerlichen Anreizen für Vollzeitarbeit. Fehlende Betreuungsmöglichkeiten kamen mit 31 Prozent erst auf Platz sechs der genannten Gründe.

  Größter russischer Drohnenangriff auf Ukraine, Polen ließ Kampfjets starten

Arbeiten wir auch insgesamt „wenig“?

Der Trend ist offensichtlich, die Teilzeitquote ist zur Beurteilung dieser Frage aber nur bedingt aussagekräftig. Warum? Erstens hat Österreich eine überdurchschnittlich hohe Erwerbsquote von rund 78 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei etwa 71 Prozent, in Griechenland nur noch bei 63,4. Ebenso relevant ist die „Arbeitsproduktivität“: Der Wert, den die Erwerbstätigen in ihrer Arbeitszeit erwirtschaften. Laut EU-Kommission liegt Österreich hier aktuell auf dem EU-weit siebenten Platz und klar über dem Durchschnitt

…read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

(Visited 2 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.