
Die höchsten Zölle treffen Staaten in Asien und Afrika, die damit oft nicht gerechnet haben. Entsprechen groß sind Empörung und Ängste
War es die seltsame Berechnungsmethode, oder der Rat irgendeines Trump-Einflüsterers? Einige der höchsten Zollsätze, die Trump in dieser Woche verhängt hat, treffen arme Staaten im globalen Süden. Dahinter stecken oft spezielle Warenkreisläufe mit den USA. Die so empfindlich zu stören, könnte vor allem US-Firmen hart treffen.
Ein Land, „von dem nie jemand gehört hat“
Mit den höchsten Zöllen in ganz Afrika hat Trump ein Land belegt, das er einst mit den Worten, „ein Land, von dem noch nie jemand gehört hat“, verspottete. 50 Prozent Einfuhrzölle für das Königreich Lesotho im Süden Afrikas. Dort will man auf dem Verhandlungsweg Erleichterungen erreichen, eine Delegation soll schon in wenigen Tagen nach Washington reisen. Die Wirtschaft Lesothos hängt im großen Ausmaß von Exporten von Diamanten, aber auch von Textilien in die USA ab. So werden etwa Levi’s-Jeans in Lesotho hergestellt.
„Die jüngste Politik der Vereinigten Staaten ist schockierend“, sagte Handelsminister Mokhethi Shelile im Parlament. „Sie sind ein sehr wichtiger Markt für Lesotho.“ Der Minister warnt vor einem „Blutbad auf dem Arbeitsmarkt.“ 45 Prozent der Exporte würden in die USA gehen, zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes werden durch US-Exporte generiert. Lesotho gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei 916 Dollar pro Jahr.
Arme Inselstaaten werden getroffen
Auch andere Lände Afrikas wurden hart getroffen. Arme Inselstaaten wie Madagaskar, oder Mauritius bekamen Zölle von über 40 Prozent aufgebrummt, auch da stecken Textil-Exporte in die USA dahinter. Es traf aber auch die wirtschaftliche Großmacht des Kontinents, Südafrika. Südafrika führt in großen Mengen Platin, Gold und Eisen, Fahrzeuge sowie Zitrusfrüchte in die USA aus – und die werden jetzt mit immerhin 30 Prozent Zöllen belegt.
Schlimmer als China hat es andere getroffen
Eigentlich hatten Experten damit gerechnet, dass es in Ostasien vor allem China treffen werde, immerhin die von Trump ständig zum Feindbild stilisierte Wirtschafts-Supermacht. Die muss mit ihren Exporten jetzt 34 Prozent Zölle überwinden. Noch härter aber trifft es eine Reihe von asiatischen Ländern wie Vietnam und Kambodscha mit einem Strafzoll von über 40 Prozent und die stark wachsende Wirtschaftsmacht Indien mit 26 Prozent. Opfer aber sind dabei vor allem US-Konzerne. Schließlich haben die großen Markennamen der Sportartikel-Branche – also etwa Nike, Adidas, oder Puma – in den vergangenen Jahren Produktionsstandorte in Vietnam, oder Kambodscha aufgebaut – als Alternative zu Fabriken in China, wo die Produktionskosten inzwischen gestiegen sind. Turnschuhe und Kleidung werden als von dort in die USA exportiert. Auch der starke Kurseinbruch des iPhone-Herstellers Apple ist eine Folge der Zölle. Der IT-Gigant hat seine Handys zuletzt verstärkt in Indien produzieren lassen. Doch vor allem trifft es jene Länder, in die Marken produzieren, die exemplarisch für US-Mode stehen. „Es scheint, als sollte mit den Zöllen gezielt die Bekleidungsindustrie getroffen werden“, schrieb ein US-Analyst.
Source:: Kurier.at – Politik