Warum Österreich die US-Zölle massiv treffen: „Bedrohlich ist die Situation jedenfalls“

Politik

Bundeskanzler und ÖVP-Chef Christian Stocker spricht vor wenigen Tagen im KURIER-Interview davon, dass Europas und Österreichs Blick ein transatlantischer bleiben muss, aber erweitert werden wird „Richtung Asien, Süd- und Mittelamerika“. Zu diesem Zeitpunkt sind die Dimensionen und Dominoeffekte von Donald Trumps reziproken Zöllen, sowie die Schwenks, die der US-Präsident vollzieht, nicht annähernd absehbar.

Gewiss ist, dass Österreichs Wirtschaft auf die USA angewiesen ist. In den vergangenen 15 Jahren waren die Vereinigten Staaten immer unter den Top 7 wichtigsten Handelspartnern Österreichs, wie aus Zahlen der Statistik Austria hervorgeht.

2024 importierte Österreich Waren im Wert von 7,72 Milliarden Euro aus den USA. Damit sind die USA aktuell auf Platz 5. Unangefochtene Nummer eins ist die Bundesrepublik Deutschland mit Importen in der Höhe von 61,21 Milliarden Euro, auf Platz zwei liegt China mit 15,50 Milliarden Euro. Dem gegenüber stehen allerdings Exporte in der Höhe von 5,30 Milliarden Euro. Damit weist Österreich das größte Handelsbilanzdefizit mit China auf. 

KURIER-Grafik

Den meisten Warenverkehr betreibt Österreich nach und aus Europa (Importe 76,3 % /Exporte: 78,2 %). Die Handelsbeziehungen zum Gemeinsamen Südamerikanischen Markt alias Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) sind derzeit in Relation gering – beliefen sich im Jahr 2024 auf 713 Millionen Euro import- und 692 Millionen Euro exportseitig. Doch das soll sich ändern, wenn es nach ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer geht. Dass er das Freihandelsabkommen befürwortet, brachte ihn jüngst in die Schlagzeilen und ihm harsche Kritik in den eigenen Reihen ein. 

KURIER-Grafik

Heute trifft er mit dem indischen Finanzminister Nirmala Sitharaman zusammen, um über den „Wachstumsmarkt Indien“ zu sprechen. Im KURIER spricht er sich für Verhandlungen aus und widerspricht Gabriel Felbermayr.

  Wien-Wahl: Was die Körpersprache über Ludwig, Mahrer und Nepp verrät

KURIER: Wifo-Chef Gabriel Felbermayr spricht ob Donald Trumps Zollpolitik von „Handelskrieg“. Sie auch?
Wolfgang Hattmannsdorfer:  Der Begriff „Krieg“ gefällt mir nicht. Bedrohlich ist die Situation aber auf jeden Fall. Klar ist auch: oberstes Ziel müssen Verhandlungen sein. Sechs von zehn Euro, die in Österreich verdient werden, hängen vom Export ab. Wer mit Donald Trump verhandeln will, muss selbstbewusst auftreten. Daher waren auch die Gegenmaßnahmen notwendig. Die Aussetzung der Zölle geben uns in unserer Strategie recht.

REUTERS / Elisabeth Mandl

Wolfgang Hattmannsdorfer

Die EU reagiert zum zweiten Mal mit Gegenzöllen. Welche Strategie verfolgt die EU damit? 
Oberstes Ziel sind Verhandlungen. Mit der Aussetzung der Gegenmaßnahmen für 90 Tage setzen wir außerdem ein unmissverständliches Signal: Wir wollen Verhandlungen und wir sind auch bereit für Verhandlungen.

Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner. Die Regierung Merz will die Körperschaftssteuer senken, die Steuer für kleine und mittlere Einkommen und einen Industriestrompreis einführen. Muss sich Österreich warm anziehen, um da mithalten zu können?
Eine starke deutsche Wirtschaft ist auch gut für Österreich. Aber klar ist: Wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Wir brauchen ein Comeback von Leistung und Wettbewerb. Das bedeutet konkret, dass sich Fleiß und Leistung wieder lohnt, wir die Bürokratie bekämpfen und den Wettbewerb stärken.

…read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.