Wie lange braucht der Iran noch zur Atombombe?

Politik

Im Nahen Osten geht die Angst vor einer Eskalation zwischen Israel und dem Iran um. Nuklearexperte Pavel Podvig über die Frage, wie schwer eine nukleare Überwachung des Mullah-Regimes ist – und wie weit der Iran noch von der Bombe entfernt ist.

IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi, warnte kürzlich davor, dass der Iran genug Material zum Bau einer Atombombe habe. Stimmt das, sehen Sie das auch so?

Der Iran verfügt derzeit über rund 100 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran. Technisch gesehen ist das genug Material, um eine Atomwaffe zu bauen. Aber das Material zu haben, heißt nicht gleichbedeutend, dass man eine Bombe bauen kann oder schon baut – so weit ist der Iran ist noch nicht.

Warum nicht?

Das Nuklearmaterial steht ja immer noch unter Beobachtung, es wird von der IAEO überwacht. Die Inspektoren wissen dadurch, dass es sich nicht in einer Bombe befindet oder gerade im Bau ist. Dafür müssten auch rein technisch einige Schritte unternommen werden: Das Material muss etwa zur Weiterverarbeitung in Metall umgewandelt werden, um eine Bombe herzustellen. Und das geht nicht, solange das Material unter Beobachtung ist – das wäre sichtbar.

Außerdem hat der Iran den Atomwaffensperrvertrag (NVV) unterzeichnet. Dadurch ist er verpflichtet, nukleares Material nur für friedliche Zwecke einzusetzen. Natürlich zweifeln manche, dass der Iran dem auch nachkommt, aber derzeit gibt es keine Anzeichen dafür. 

Würde die Welt es mitbekommen, wenn der Iran eine Bombe baut?

Wenn der Iran sich dazu entschließt, eine Bombe zu bauen, würde er das mehr oder weniger offen tun. Er würde offiziell aus dem Atomwaffensperrvertrag aussteigen. Der Wert von Atomwaffen besteht ja darin, dass jeder weiß, dass man sie hat. Wenn man sie im Verborgenen baut, bringt das nicht viel.

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Dennoch glaube ich nicht, dass der offener Besitz von Atomwaffen irgendetwas für den Iran – oder auch Israel auf der anderen Seite – ändern würde. Ein Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag würde von der ganzen Welt verurteilt werden. Genau das ist passiert, als Nordkorea aus dem NVV austrat. Ich bezweifle daher, dass der Iran das tun wird.

Der Iran unterstützt Russland mit Drohnen. Ist es vorstellbar, dass die beiden Staaten auch in puncto Atomwaffen kooperieren?

Derzeit deutet nichts darauf hin, dass Russland dem Iran bei dessen Atomprogramm unterstützt oder Hilfe anbietet. Moskau dürfte da wegen der politischen Konsequenzen vorsichtig sein,

Woher bekommt der Iran das Uran für sein Atomprogramm? Und woher stammt das Wissen zum Bau einer Bombe?

Der Iran verfügt über sein eigenes Uranerz, alle Teile zur Uranumwandlung und hat eigene Zentrifugen gebaut. Der Iran hat das Fachwissen, er braucht zu diesem Zeitpunkt keine Hilfe von außen. Oft wird die Komplexität der Zentrifugen-Technologie auch überschätzt, im Grunde kann man eine einfache Maschine sehr schnell bauen.

Angeblich ist es sehr schwierig ist, das Nuklearmaterial auf einer Trägerrakete anzubringen. Daran soll der Iran scheitern. Stimmt das?

Es ist jedenfalls keine triviale Aufgabe. Erstens muss man die Vorrichtung stark verkleinern, sowohl von den Ausmaßen als auch vom Gewicht her, dafür braucht es Wissen. Angeblich hat der Iran in diesem Bereich bereits einige Fortschritte erzielt, aber das ist schon sehr lange her – das war vor dem Jahr 2003.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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