Wie Österreichs Technologie die globale Windindustrie rotieren lässt

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Ganz Europa kämpft derzeit mit Unsicherheiten auf den Weltmärkten, leeren Auftragsbüchern und Inflationsängsten.

Ganz Europa? Nein – ein oft unterschätzter Industriezweig trotzt dem Abwärtstrend: die Windkraftbranche. Bei der „Wind Europe“-Messe in Kopenhagen, der weltweit größten Veranstaltung ihrer Art, waren vergangene Woche Hunderte Firmen und Zehntausende Besucher aus aller Welt vor Ort. Die Stimmung war bestens.

Dänemark ist nicht zufällig Gastgeber der dreitägigen Veranstaltung, das kleine skandinavische Land erzeugt übers Jahr rund 56 Prozent seines Stromes zu gleichen Teilen aus Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen (am Land oder im Meer). Windkraft ist eine europäische Erfolgsgeschichte: Hier sitzen die Firmen, hier wird geforscht und entwickelt. Dänemark, Irland, Schweden, Deutschland und die Niederlande sind führend – mit Expertise, Know-how und Wertschöpfung.

APA/HELMUT FOHRINGER / HELMUT FOHRINGER350 statt 35 Meter hoch

Ein Beispiel: 1991 bauten die Dänen den ersten Offshore-Windpark Vindeby – mit 11 Anlagen zu je 450 Kilowatt und 35 Meter Höhe. Demnächst entsteht im Bottnischen Meerbusen das gigantische Projekt Sylen: 347 Windtürme mit je 350 Meter hohen Türmen sollen künftig 20 Prozent des schwedischen Stroms liefern. Die Kosten werden auf über elf Milliarden Euro geschätzt.

Die Schwerindustrie freut sich über solche Aufträge, es kommen riesige Schwimmkran- und Fundamentsetzschiffe zum Einsatz, Tiefseekabel müssen verlegt werden, Mitarbeiter angeheuert und geschult werden.

Und die Österreicher, sind die nur Zaungäste? Keineswegs. „Unsere Technik ist weltweit in über 150.000 Windkraftanlagen verbaut, also in jedem dritten Windrad“, erzählt etwa Gabriel Schwanzer von der Vorarlberger Firma Bachmann. Die kleine Firma mit 560 Mitarbeitern ist einer dieser „Hidden Champions“ – als Weltmarktführer für Steuerungselektronik. Vereinfacht gesagt erkennen Bachmann-Sensoren in den Getrieben, Zahnrädern und Rotorblättern Probleme, bevor sie sich auf den Betrieb auswirken: „So helfen wir den Windkraftbetreibern, ihre Service- und Reparaturkosten zu minimieren.“

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Bachmann ist eine von etwa 180 heimischen Firmen, die Windparks am Land und im Meer als Zuliefer- oder Dienstleisterbetriebe versorgen. Andere Beispiele: Die Kranfirma Palfinger baut weltweit in Offshore-Windrädern – in jedem Windrad sind zwei Kräne verbaut, um Ersatzteile von Schiffen zur Gondel (Maschinenhaus) zu hieven. Oder die oberösterreichischen Firmen Linsinger und MIBA, die ebenfalls als Weltmarktführer Spezialmaschinen produzieren, mit denen – stark vereinfacht erklärt – dicke Stahlplatten zu runden Windkrafttürmen verarbeitet werden. MIBA kommt ursprünglich aus der Auto-Zulieferindustrie, nun verkaufen sie auch Bremsen und Gleitlager für Windräder. In Fernost sind sie mit ihrem Know-how besonders gut im Geschäft, etwa in Korea, Japan oder Vietnam.

Turbinen für die Welt

Der Südtiroler Windturbinenhersteller Leitwind produziert Windkraftanlagen der Megawattklasse von 250 bis 3.000 Kilowatt. Weltweit sind mehr als 400 Leitwind-Anlagen im Einsatz. Schubert CleanTech unterstützt Windpark-Errichter beim Netzanschluss, die Niederösterreicher haben über 50 Jahre Erfahrung in der Errichtung von 110 kV-Umspannwerken, Verkabelungsarbeiten, der Errichtung von Schaltstationen und Kompensationsanlagen und beschäftigen 600 Mitarbeiter. Mittlerweile sind auch mehr als 16.000 Elin-Windkraftgeneratoren unterschiedlicher Bauart aus der Steiermark im Einsatz.

Den Österreichern hilft da auch die geografische Nähe zu den großen Windturbinenbauern wie Vestas (Dänemark), Enercon (Deutschland), Siemens Gamesa (Spanien) oder Nordex (Deutschland). Vestas war lange die weltweit größte Firma, inzwischen haben aber chinesische Firmen wie Goldwind oder Envision alle überholt – kein Wunder, wurden zuletzt sieben von zehn neuen Erneuerbaren-Anlagen weltweit in China installiert …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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