Österreich steht bei internationalen Rankings besser da als die EU-27 oder die USA – doch die Branche hat ein Problem. Sie will CO₂ in den Boden verpressen.
Im Gegensatz zu anderen europäischen und internationalen Industrie-Rankings, in denen Österreich oft abgeschlagen ist, führt ausgerechnet die energieintensive Zement-Branche einige an. So belaufen sich die CO₂-Emissionen pro Tonne Zement in Österreich auf 530 Kilogramm, weltweit liegt der Schnitt bei 610 kg, in den USA bei 711 kg. Im internationalen Vergleich setzt Österreich zudem die meisten alternativen Brennstoffe im Produktionsprozess ein. „Es handelt sich dabei um Abfallfraktionen, die nicht mehr recycliert werden können“, erklärt Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ).
„Wir teilen uns den Markt brennbarer Abfälle mit Müllverbrennungsanlagen und ein wenig mit der Papierindustrie“. Die sogenannte Ersatzbrennstoffrate von Österreichs Zement-Industrie liegt 82 Prozent, die der EU-27 bei 58 Prozent – jene von Indien bei 7 Prozent.
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Zurückzuführen sei dies, so Spaun, insbesondere auf den frühen Einstieg der Branche in die Kreislaufwirtschaft. „Wir verwerten 2,5 Millionen Tonnen Reststoffe bei einer Produktion von vier Millionen Tonnen Zement. Wir haben aus der Kreislaufwirtschaft ein Geschäftsmodell gemacht.“
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Von internationalen Lieferketten sei die Branche weitgehend unabhängig, die verbliebenen 8 klinkerbrennenden Standorte hierzulande beziehen die zur Zementherstellung notwendigen Rohstoffe (u.a. Kalkstein, Ton, Sand, Eisenerz) aus Österreich, wobei Kalkstein und Ton zunehmend von Baurestmassen ersetzt werde, wie Spaun erklärt.
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Sebastian Spaun, Geschäftsführer Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie
„Wir können Österreich zu 100 Prozent selbst versorgen, zehn Prozent kommen im Wettbewerb aber aus den Nachbarländern. Das macht die Branche auch so besonders: Zement ist ein Klebstoff, der mit Wasser fest und zu Beton wird. Und Beton ist der meistverwendete Werkstoff der Welt. Alles, was wir brauchen, um Beton zu machen, haben wir in Österreich.“
600 Millionen Umsatz versus 600 Millionen Investment
In der Regel „fahre“ Beton unter 20 km, Zement unter 80 km ehe er zum Kunden kommt. Doch die Branche habe ein Problem.
Der Umsatz aller Werke von rund 600 Millionen Euro entspreche dem eines mittelständischen Unternehmens. Die Investitionen, um die Klimaziele zu erreichen, zu denen sich die heimischen Unternehmen bereits vor Jahren bekannt haben, sei indes ungleich höher.
„Früher sprachen wir von zweistelligen Millionenbeträgen bei den Investitionen. Heute muss man zwischen 400 bis 600 Millionen Euro investieren, um Werke so um- oder neu zu bauen, damit sie den klimaneutralen Standards entsprechen.“
Der 2019 erstellte Plan der VÖZ, die CO₂-Emissionen bis 2050 auf Null zu reduzieren, sei ambitioniert, aber möglich, so Spaun. „Jede Tonne, die wir vermeiden und zu Beginn der Produktionskette quasi vorne wegbringen, müssen wir später nicht in teure Umbau-Projekte stecken.“ Die Hersteller seien auf einem guten Weg, doch nun sei die Politik und künftige Regierung gefordert.
Zementwerke haben, anders als die meisten anderen Industrien, so genannte „geogene CO2-Emissionen“: Das Prinzip bezieht sich auf Emissionen, die aus natürlichen Prozessen entstehen. Konkret bedeutet das: Bei der Herstellung von Zement wird Kalkstein erhitzt, um Calciumoxid (Kalk) zu gewinnen. Dabei wird sehr viel Kohlendioxid (CO₂) freigesetzt, das natürlich im Kalkstein gebunden ist. Dieser Prozess ist unvermeidlich und von der Zusammensetzung des Rohmaterials abhängig. …read more
Source:: Kurier.at – Politik