
Die Zölle sind nur der Auftakt. Die USA wollen mit dem „Mar-a-Lago Accord“ den globalen Welthandel ausschließlich amerikanischen Interessen unterordnen.
Das renommierte Wall Street Journal bezeichnete die von Trump verhängten Zölle als „dümmsten Handelskrieg“ der Geschichte. Schließlich treffen die Zölle vor allem die USA selbst, indem sie Importe verteuern und die Inflation anheizen.
Dazu kommt Donald Trump als Person, scheinbar planlos und überaus launenhaft: Zölle ja, dann kurzfristig ausgesetzt, dann doch wieder oder doch nur vielleicht, danach nicht so hoch, vielleicht nur vorübergehend oder doch permanent. Die Folgen waren weltweit sichtbar: Börsenkurse crashen, das US-Verbrauchervertrauen sinkt, auch in den Vereinigten Staaten steigt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession.
Aus dem „Trump Trade“, der Wette auf ewigen Aktienreichtum unter dem 45. und 47. US-Präsidenten wurde schnell die Angst vor der „Trumpcession“, eine Wortkombination aus „Trump“ und „Recession“.
Doch hinter Trumps erratischem Vorgehen soll ein Masterplan stecken und die jetzige Phase nur der Auftakt für etwas sehr viel Größeres sein.
An der Wall Street und in Europas Hauptstädten reißen die Spekulationen über einen „Mar-a-Lago-Accord“ nicht ab. Wollen Trump und seine Entourage den US-Dollar also gezielt schwächen, um amerikanische Exporte zu stärken und so die Wettbewerbsfähigkeit seiner Industrie auf den Auslandsmärkten zu erhöhen? Sind die Zölle nur seine Verhandlungsmasse, mit der er Regierungen und Zentralbanken in aller Welt zwingen will, ihre jetzigen 10-, 20- oder 30-jährigen US-Staatsanleihen gegen unverzinste 100-jährige Anleihen zu tauschen, um sich Milliarden an Zinszahlungen zu ersparen? Wird er versuchen, den nuklearen Schutzschirm der USA zu barem Geld zu machen?
Erpressungsversuch?
All das kann man in den Mar-a-Lago-Accord hinein interpretieren. Von Trumps „brutalem Schutzgeldplan“ schreibt die Süddeutsche Zeitung. Es handelt sich aber um kein Gesetz oder offizielles Dokument, eher um eine „Weltanschauung“ seiner wirtschaftspolitischen Chefberater, wie Die Zeit meint. Denn Trumps Einflüsterer sehen im starken Dollar den Hauptgrund für das gigantische US-Handelsbilanzdefizit – stellvertretend für die angeblich ungerechte Lastenverteilung zwischen den USA und dem Rest der Welt.
Das war auch vor 40 Jahren schon so. Die USA unter Ronald Reagan litten in den 1980er-Jahren ebenfalls unter einem riesigen Außenhandelsdefizit und einem rasant wachsenden Schuldenberg. Reagan schaffte 1985 ein historisches Abkommen, er überredete seine vier Verbündeten Japan, BRD, Großbritannien und Frankreich zur gemeinsamen, gezielten Abwertung des Dollars. Der Plaza Accord war geboren, benannt nach dem New Yorker Nobelhotel, in dem das Abkommen unterzeichnet wurde. Und das später selbstverständlich zu den Lieblingsimmobilien von Trump gehörte.
Der Plaza Accord sorgte zumindest kurzfristig für eine Abwertung des Dollars, einige Exportbranchen wurden gestärkt. Die industrielle Basis wurde aber nicht nachhaltig gestärkt. Insbesondere als China vor 30 Jahren die wirtschaftliche Weltbühne betrat und fortan massiv in die USA exportierte. Peking kaufte von den Exporteinnahmen US-Staatsanleihen und der Dollar wertete wieder auf.
Ein „Benutzerhandbuch“
Der Begriff Mar-a-Lago-Accord, benannt nach dem Luxusanwesen Trumps in Florida, erinnert bewusst an Reagans damaliges Abkommen. Geprägt hat den Begriff Stephen Miran, der neue Chef-Wirtschaftsberater im Weißen Haus. Er veröffentlichte im November ein 40-seitiges Papier mit dem Titel: „Benutzerhandbuch zur Umstrukturierung des globalen Handelssystems“, das seither rauf und runter zitiert wird. Die Quintessenz von Miran ist: Auf die Zölle wird der Mar-a-Lago-Accord folgen. Die …read more
Source:: Kurier.at – Politik