Der Angriff aus Nordamerika: Wie die NHL in Europa Fuß fassen will

Sport

In der National Hockey League wird gerade die zweite Play-off-Runde gespielt. Dass am alten Kontinent eine Weltmeisterschaft stattfindet, ist in den Sportmedien Nordamerikas meist nur eine Randnotiz. Die besten Spieler der Welt können bei der Weltmeisterschaft nur dann mitmachen, wenn sie in der NHL ausgeschieden sind und von ihren Klubs die Freigabe für die WM bekommen. Oder speziell wie bei Marco Rossi: Wenn sie einen Vertrag für die kommende Saison bereits in der Tasche haben und nicht das Risiko in Kauf nehmen wollen, wegen einer Verletzung bei der WM auf Millionen verzichten zu müssen.

Doch auch dieses seit Jahrzehnten entstandene stabile Gefüge zwischen der National Hockey League und dem Weltverband IIHF steht derzeit auf wackeligen Beinen. Die NHL hat längst erkannt, welch lukrativer Markt Europa mit seinen zugkräftigen Nationalteams ist.

Der Beginn

Im Februar veranstaltete die National Hockey League das „4 Nations Face-off“-Turnier mit Kanada, USA, Schweden und Finnland. Ein Mini-Turnier, das niemandem wehtat. Doch die Ansage danach sorgte für Stirnrunzeln bei den europäischen Veranstaltern. Ab 2028 will Nordamerikas Milliardenliga den „World Cup of Hockey“ wiederbeleben – und das zu Bedingungen, die beim Weltverband IIHF für Unmut sorgen.

Geplant ist immer zwei Jahre vor Olympischen Spielen ein internationales Turnier, bei dem auch europäische Nationen wie Deutschland, die Schweiz oder Tschechien einbezogen werden sollen. Und das auch auf europäischem Boden.

Klingt nach Fortschritt – doch der Teufel steckt im Detail: Gespielt werden soll mitten in der regulären Saison, im Februar. Für viele europäische Ligen hieße das: wochenlange Unterbrechungen des Spielbetriebs und eine sportlich wie wirtschaftlich fragwürdige Priorisierung eines Turniers, von dem wohl nur die NHL profitiert.

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Der Konflikt ist vorprogrammiert. Die NHL hat bereits unweit der IIHF-Zentrale in Zürich ein Büro eröffnet und verfolgt ihre eigenen Interessen – konsequent und ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen im internationalen Eishockey. Dass die Liga ihre Pläne durchzog, ohne vorher mit dem Weltverband oder den europäischen Ligen zu sprechen, passt ins Bild.

Der Affront

Für die IIHF und die europäischen Verbände ist der Vorstoß ein Affront. Der Vertrag für die Vermarktung der Weltmeisterschaften mit der Agentur Infront läuft bis 2033. Weltmeisterschaften komplett ohne NHL-Stars wären nur noch schwer zu vermarkten. Außerdem stellt sich die Frage, welchen Stellenwert die WM im Mai noch hätte, wenn drei Monate davor ein World-Cup-Champion gekürt wird.

Das Misstrauen gegenüber der NHL ist nicht neu. Die Liga hat mehrfach signalisiert, dass sie internationale Wettbewerbe nur dann unterstützt, wenn sie selbst die Kontrolle behält.

Wenn die IIHF und Europas Ligen diesem Kurs nicht entschlossen entgegentreten, droht ihnen nicht nur der Verlust an Einfluss, sondern auch der Verlust von viel Geld. Die nationalen Verbände verdienen gut mit den Gewinnen von WM-Turnieren. Selbst Österreichs Verband häufte durch die WM-Veranstaltungen ein Vermögen von mehr als drei Millionen Euro an. Doppelt bitter also, dass seit der WM 2005, bei der in der Wiener Stadthalle das Eis geschmolzen ist, keine A-WM mehr in Österreich stattfinden kann, weil es keine halbwegs zeitgemäße Halle im Land gibt.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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