Plädoyer für die Gesundheit: „Die Skirennen müssen langsamer werden“

Sport

Ein Erfolgscoach und der Olympiapfarrer haben den gleichen frommen Wunsch.

Super-Adler, Überflieger. Während der Boulevard nach neuen Superlativen sucht, um den Erfolgen der Skispringer gerecht zu werden, ist nach den bisherigen 14 alpinen Herren-Rennen noch kein einziges Mal die österreichische Hymne ertönt. Und das, obwohl Österreich den Ruf als Ski-Nation Nummer 1 bei der in 30 Tagen beginnenden Heim-WM in Saalbach wiedererlangen will. 

Doch der erfolgreichste Medaillenschmied der heimischen Sportgeschichte, der nach 42 Dienstjahren in ÖSV-Pension ging, mahnt zur Ruhe: Hans Pum fordert nur eine massive Änderung. Aber die gilt dem gesamten Speedrennsport.

Von Rudi Nierlich bis Marcel Hirscher, von Hermann Maier bis Vincent Kriechmayr, von Benjamin Raich bis Manuel Feller, von Anna Veith bis Katharina Liensberger – sie alle erlebten Pum als oberste sportliche Instanz.

Ehe der Mühlviertler 1977 beim ÖSV als andockte, hatte er den Fußballtrainerkurs beim legendären Leopold Stastny absolviert. Von dem in der Kickerbranche so gern propagierten Trainereffekt (nach Betreuerwechsel während der Saison) hält Pum im Skisport aktuell indes nichts.

Warum aber reagiert auch die Mehrheit der Medien verglichen zum Fußball auf Sieglosigkeit eher zahm?

Weil akzeptiert werden muss, dass nach Alberto Tomba, Maier, Raich, Hirscher und norwegischen Dauerbrennern mit Marco Odermatt ein Schweizer das aktuelle Maß aller alpinen Ski-Dinge ist;

weil sich Marco Schwarz, der das Potenzial hätte, in einem Atemzug mit Odermatt genannt zu werden, vor einem Jahr als Weltcuperster arg verletzte und ihm nach Kreuzbandrissen Geduld gebührt beim eckigen Weg zurück aufs Podest;

und weil sich zumindest gewissenhafte Sportreporter schwer tun, noch mehr Einsatz (= Risikobereitschaft) zu verlangen, wenn so oft der Rettungshubschrauber aufsteigt und selbst Odermatt die letzte Abfahrt in Bormio einen „einzigen Überlebenskampf“ nannte.

  Carlos Sainz setzt bei der Rallye Dakar den Sieg in den Sand

Die Rennen seien viel zu schnell geworden, kritisiert Pum und bedauert, dass die Leut’ vorm Fernseher nach wie vor gar nicht mitbekämen, „wie irrsinnig g’schwind wirklich gefahren wird, obwohl sich die Kameraleut sehr bemühen“. Daher würde man vor dem Bildschirm zehn, zwanzig km/h weniger gar nicht merken, folgert Pum, ein Entschärfen der Pisten verlangend.

„Um Gottes Willen. Lasst sie nicht so schnell fahren!“ Mit diesem frommen Wunsch hatte sich schon der langjährige frühere Olympia-Pfarrer Bernhard Maier öffentlich an die Verantwortlichen gewandt. Und das, erinnert sich Maier, sei über 30 Jahre her.

Zu eben diesen Zeiten war das krisengeschüttelte ÖSV-Team sieglos zu Olympia nach Frankreich gekommen. „Aber ihr Reporter habt’s uns damals trotzdem in Ruh gelassen“, sagt Pum. „Das vergess’ ich euch nie. Das war Goldes wert.“ Als Patrick Ortlieb 1992 vom Außenseiter zum Abfahrtsolympiasieger und Torlauf-Ass Günther Mader Abfahrtsdritter wurde.

…read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

(Visited 2 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.