
Dieser Freitag war eigentlich als Freudentag für den Tiroler Sport ausgerufen. Im Congress in Innsbruck küren die Tiroler Tageszeitung und der ORF Tirols Sportler des Jahres.
Bei diesem Festakt ist die Selbstbeweihräucherung traditionell Programm. Alle Jahre wieder preisen die politischen Würdenträger Tirol als Österreichs Sportland Nummer 1.
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Tirols Volleyballer feierten den 13.Meistertitel
Das steht gerade heuer in krassem Widerspruch zu den Entwicklungen der letzten Wochen. Am Mittwoch gewannen die Volleyballer von Hypo Tirol mit einem 3:0 in Hartberg zum 13. Mal den Meistertitel.
Abschied als Champion
Der Kantersieg in der Steiermark war der letzte Auftritt dieser Mannschaft. Serienmeister Hypo Tirol zieht sich aus dem Profisport zurück und wird die nächsten zwei Jahre nur mehr im Nachwuchs aktiv sein. Damit verliert das Sportland Tirol mit einem Schlag das mit Abstand erfolgreichste Team in diesem Jahrtausend.
Warum es so weit kommen musste und es keine Zukunft für den Champion gibt? „Jeder Trachtenverein wird besser behandelt, als wir“, sagt Langzeit-Manager Hannes Kronthaler.
Der Mann, der hinter dieser Erfolgsgeschichte stand, die vor einem Vierteljahrhundert den Anfang nahm, fühlte sich in den letzten Jahren mehr und mehr allein gelassen.
Nicht nur einmal beklagte sich Hannes Kronthaler wortgewaltig über die schlechten Rahmenbedingungen für den Spitzensport in Tirol. Regelmäßig wurde er mit seinen Forderungen abgeschmettert, um es im Volleyball-Jargon zu sagen.
Das letzte Heimspiel von Hypo Tirol in der Klubgeschichte am Ostersamstag war noch einmal eine finale Bestätigung: Kein Politiker von Stadt und Land ließ sich in der USI-Halle blicken, wie der Verein in einer Aussendung monierte.
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Unter diesen Voraussetzungen wollte der ehrgeizige Hannes Kronthaler nicht mehr weitermachen und fasste schon vor Monaten den Entschluss, den Volleyball ins Aus zu schießen. „Ich wäre aber gerne verführt worden, es weiterzumachen“, gibt der Langzeit-Chef unumwunden zu. Den Volleyball-Boden und die Digitalbande, die der Manager selbst gekauft hat, bekommen nun andere Vereine.
Sohn Niklas, der Hypo Tirol als Kapitän zum 13.Meistertitel geführt hat, fehlen auch die Ambitionen, das Erbe fortzusetzen. „Ich habe meinem Sohn verboten, Hypo zu übernehmen. Die Familie Kronthaler hat in all den Jahrzehnten absolut genug für den Volleyball-Sport getan“, stellte Papa Hannes Kronthaler unmissverständlich klar.
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Für den Tiroler Sport ist der Rückzug von Volleyball-Serienmeister Hypo Tirol ein Fiasko. Es sieht nicht gerade rosig aus im Teamsport:
Das Eishockey-Team der Innsbrucker Haie? Wurde in dieser Saison Letzter. Die Fußballer von Bundesligist WSG Tirol? Kämpfen seit Jahren mit dem niedrigsten Budget der Liga um den Klassenerhalt. Der zehnfache Fußballmeister Wacker Innsbruck? Spielt aktuell nur in der vierten Liga.
Hypo Tirol ist übrigens nicht der erste prominente Verein aus Tirol, der sich als Meister verabschiedet. Vor 23 Jahren verschwand der FC Tirol praktisch über Nacht aus der Bundesliga. Allerdings unter anderen Umständen: Nach drei Meistertiteln in Folge musste der Fußballverein unter dem damaligen Trainer Joachim Löw Konkurs anmelden.
Source:: Kurier.at – Sport