Besonders in den Speed-Disziplinen häufen sich die schweren Stürze. Ideen, das Tempo zu reduzieren und die Sicherheit zu erhöhen, gibt es viele. Bisher hapert es an der Umsetzung.
Aleksander Aamodt Kilde im Vorjahr in Wengen, Cyprien Sarrazin in Bormio, Alexis Pinturault, Jacob Schramm und Felix Hacker in Kitzbühel, Tereza Nova und Nina Ortlieb in Garmisch-Partenkirchen. Schwere Verletzungen überschatten die Speed-Rennen im Weltcup.
„Das stört mich auch für die Kinder“, sagte Leonhard Stock am Montagabend in der in der ServusTV-Sendung „Sport und Talk aus dem Hangar-7“. Der Olympiasieger in der Abfahrt von 1980 erklärte: „Diese Kinder gehen dem Skisport verloren. Von 140 Athleten im A-B-C-Kader waren über 70 länger als 60 Tage verletzt. Da muss was getan werden und ich denke, dass Hannes der Richtige ist.“
Besagter Hannes ist Hannes Trinkl, der Speed-Renndirektor. So will etwa der Weltverband FIS die umstrittenen Carbon-Schützer verbieten. Trinkl: „Dieses Carbon wollen wir und müssen wir verbieten. Da reden wir aber nur über das Carbon. Weichere Stoffe bleiben erlaubt“, sagte der Oberösterreicher.
Zudem sollen die Speed-Rennanzüge künftig aus einem Einheitsstoff sein, der die Geschwindigkeit etwas reduziert. „Das ist ein Muss, das jetzt einfach einmal umgesetzt werden muss“, betonte Trinkl. „Es gibt Materialien, wo du selbst, wenn du am Eis ausrutschst, langsamer wirst, die einfach nicht so aerodynamisch sind wie andere. Plus ein bisschen dicker.“
Dickere Anzüge als Option
Er erzählte, dass bereits zu seiner aktiven Zeit vor mehr als 20 Jahren aus Sicherheitsgründen über die Anzüge diskutiert worden sei. Passiert sei jedoch nie etwas, weil jeder Nationalverband die vermeintlichen Vorteile des eigenen Anzugtyps nicht aufgeben wolle. Diese Maßnahmen könnten relativ kurzfristig umgesetzt werden, so Trinkl.
Daniel Hemetsberger, der Vierte von Kitzbühel, bestätigt: „Jeder Verband glaubt, er hat den schnellsten Stoff. Jeder könnte meiner Meinung nach aber zum Beispiel denselben Anzug haben. Dann musst du es mit dem Skifahren und nicht mit dem Anzug machen.“ Außerdem befürwortet der 33-Jährige einen Schnittschutz unter dem Anzug.
Weniger Eis?
Auch andere Kleinigkeiten könne man schon zur nächsten Saison umsetzen. Dabei nannte er die Pistenpräparierung in der Abfahrt. Konkret: Gewisse Stellen sollen bewusst unruhig gemacht werden, um die Fahrer zu zwingen, das Tempo bzw. die Aggressivität des Set-ups zu reduzieren. Das habe man schon in dieser Saison vereinzelt so gehandhabt, etwa in Kitzbühel bei der Startkurve.
„Wir wollen auch mit dem Wasser ein bisschen zurückgehen, weil wir gesehen haben, wo wir weniger Wasser haben – Gröden ist so ein typisches Beispiel über die letzten Jahre –, haben wir die wenigsten Verletzungen gehabt.“ Bei gewissen Veranstaltern müsse man in Sachen Präparierung mehr dahinter sein, erklärte Trinkl und nannte explizit Bormio. Ex-Rennläufer Thomas Dreßen, der Kitzbühel-Sieger von 2018, gibt allerdings zu bedenken: „Odermatt hat dieselben Schläge umfahren, über die Alexis Pinturault (beim Super-G in Kitzbühel, Anm.) gestürzt ist.“
Weitere Bereiche, wo man langfristig gemeinsam mit der Industrie Lösungen finden wolle, seien das Kantentuning der Ski, der Airbag für den Kopf, die smarte Bindung, die bei Stürzen automatisch aufgeht, oder das Gewicht der Ski.
Source:: Kurier.at – Sport