Wunsch an die Stadt Wien: Bitte mehr Respekt für die kleinen Vereine

Sport

EM-Porträts, letzter Teil: Mario Riemel ist ein neuer Aktivposten im Präsidium des Wiener Fußballverbands.

Wenn er, wie an diesem Samstag vor der Stadtliga-Partie zwischen FC 1980 Wien und SV Gerasdorf Stammersdorf, auf einen Wiener Fußballplatz kommt, bleibt er nie unerkannt. „Seavas Mario“, wird er schon am Eingang von Fans, Funktionären und Spielern beider Vereine begrüßt.

Mario Riemel kennt das Wiener Fußball-Unterhaus gut. „Fußball hat mich schon als Kind fasziniert“, erinnert sich der 41-Jährige, der bei der Mediaprint arbeitet. Er ist ein Kind Favoritens: „Mit fünf habe ich auf dem Rote-Erde-Platz vom ESV Südost begonnen.“ Der Vater war Eisenbahner, legte quasi die Schiene zum Eisenbahnerverein des 10. Bezirks. Der C-Knabe darf dort alle Positionen probieren, auch Tormann. Seine Berufung findet er im Angriff. Zwei äußere Umstände, für die Riemel nichts kann, bremsen ihn.

Grafik,Mauch Uwe

Zunächst lernt er früher als andere kennen, was das bedeutet, wenn ein Verein von einer Saison auf die andere den Spielbetrieb einstellen muss: „Der ESV Südost konnte keinen Nachwuchs mehr stellen.“ Einige Jung-„Eisenbahner“ gehen zu den Jung-„Bäckern“ vom SV Ankerbrot, unter ihnen auch das aktuell jüngste Präsidiumsmitglied des Wiener Fußball-Verbands.

Und dann das! Die Ärzte müssen dem Mario erklären: „Du hattest als Kind eine Blutvergiftung. Dadurch hat sich eine Wachstumsfuge verklebt.“ Eine Zeit lang ist sein rechtes Bein 5,5 Zentimeter kürzer als das linke. Sechs Operationen, ein am Oberschenkel angebrachter Apparat zur Streckung des Beins sowie ein Fußballverbot zeigen Wirkung: „Mit 16 durfte ich wieder spielen, war aber technisch, taktisch und kräftemäßig gegenüber Gleichaltrigen im Nachteil.“

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Mit 17 wechselt Riemel zu einem anderen Lokalmatador in Wien 10, dem SV Wienerberg. Dort trainiert er auch die U8 und die U10.

Ein Multifunktionär

Als Berufstätiger gründet er mit Jugendfreunden den FFC Kundrat und wird im Laufe der Jahre alle Funktionen durchleben: Spieler, Trainer, Obmann, Zeugwart, Verbandsdelegierter, Klagemauer, ehe der Verein aufgrund einer Fusion – wie so viele in Wien – wieder von der Bildfläche verschwindet.

Mario Riemel kennt somit die Aufs und Abs im Amateurfußball. Er würde sich von der Stadt „mehr Wertschätzung für die integrative Wirkung der kleinen Vereine wünschen: „Es kann doch nicht sein, dass Wien seit dreißig Jahren wächst und wir keinen einzigen neuen Fußballplatz dazubekommen haben.“

Abseits davon hält der Sohn eines Erz-Rapidlers zu den Veilchen – und bei der EURO für das Team eines deutschen Trainers: Er war in Düsseldorf und Berlin dabei. Das dritte Spiel gegen Holland geht sich für ihn nicht aus: „Weil ich in Wien einen Auftritt als DJ habe.“ Aber das ist eine andere Geschichte vom Turbo-Mario.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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