Arbeiten im Umfeld des Papstes: Wie der Vatikan Mitarbeiter sucht

Wirtschaft

Seit eineinhalb Jahren werden Jobs im kleinsten Staat der Welt über ein Stellenportal online ausgeschrieben. Sie sind heiß begehrt.

Von Vollzeitkräften, die Musikmanuskripte katalogisieren, über Compliance-Beauftragte, Risikomanager für Investitionen bis hin zu Gärtnern, Museumswärtern und Reinigungskräften. Im 44 Hektar großen Vatikan sind 4.800 Leute beschäftigt. 

Sie arbeiten in den Behörden, Medien oder Botschaften des Heiligen Stuhls oder sind Angestellte des Vatikanstaates. Vor etwa eineinhalb Jahren begann dessen Wirtschaftssekretariat mit der Online-Ausschreibung von Arbeitsstellen im kleinsten Staat der Welt. 

Jobs heiß begehrt

Das Stellenportal war ein Novum. Denn Familiendynastien bauten ihre Existenz auf eine Stelle im Kirchenstaat – vererbten den Posten vom Vater an den Sohn und so weiter. Ebenso üblich waren und sind Empfehlungen für eine Neubesetzung. Glücklich, wer jemanden kennt, der jemanden kennt, sind Arbeitsplätze im Vatikan doch bis heute angesehen und begehrt.

36-Stunden-Woche

Eine Vollzeit-Arbeitswoche im Vatikan hat 36 Stunden. Die Bezahlung erfolgt nach festgelegten Gehaltskategorien und -stufen, wie die französische Agentur Imedia kürzlich recherchierte. Demnach erhalten Angestellte zwischen 1.500 und 3.000 Euro pro Monat, bei 13 Gehältern im Jahr. Alle zwei Jahre gibt es eine Dienstalterszulage sowie einen Inflationsausgleich – wenn der Papst diese nicht wie 2021 aufgrund der Covid-Pandemie einfriert. 

Leitende Angestellte erhalten in der höheren, zweiten Kategorie ein Gehalt von 2.900 bis 3.600 Euro pro Monat. Der Abzug für Alters- und Krankenversicherung liegt bei etwa zehn Prozent vom Bruttogehalt. Eine Einkommensteuer wird nicht erhoben.

Bis zu 25 Urlaubstage

Vollzeit-Angestellte haben Anspruch auf 22 oder 25 Urlaubstage pro Jahr – je nachdem, ob sie fünf oder sechs Tage pro Woche arbeiten. Die ausländischen Beschäftigten werden in der Zentrale der Weltkirche mit weiteren Urlaubstagen bedacht – drei zusätzliche gibt es für Europäer, fünf für Menschen aus dem Rest der Welt. 

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Frauen erhalten einen sechsmonatigen Mutterschaftsurlaub, frischgebackene Väter drei Tage. Eine Kinderbetreuung müssen sie außerhalb der vatikanischen Mauern suchen. Mit 65 Jahren geht der nicht-geistliche Vatikan-Angestellte in Pension. Arbeitslosengeld gibt es nicht, Streiken ist verboten. 

Privilegien abgeschafft

Einige Privilegien für die eigenen Angestellten hat Papst Franziskus abgeschafft. Einen bevorzugten Zugang zu Vatikan-Immobilien gibt es nicht mehr. Die bis dato günstigen Mieten werden schrittweise abgeschafft und an die üblichen Marktpreise angeglichen. 

Dem „klüngelnden“ Empfehlungsvorgang für Stellen-Neubesetzungen hatte schon Papst Benedikt XVI. einen wenigstens theoretischen Riegel vorgeschoben. Kurz vor seinem Rücktritt richtete er die „Unabhängige Bewertungskommission für die Einstellung von Laienpersonal am Apostolischen Stuhl“ ein, die jeden Bewerber überprüfen soll.

Häufig kommen Priester und Ordensleute zum Zug

Sind die Gehälter in den untersten Stufen zwar mitunter höher als in Italien, ist ein Familienleben in Rom – besonders ohne die Mietvorteile – mit einem Vatikan-Einkommen nur schwer zu stemmen. Da fallen auch die günstigeren Lebensmittel im Vatikan-Supermarkt und das niedriger besteuerte Benzin wenig ins Gewicht.

Darum setzt der Vatikan bei seinen Angestellten häufig auf Priester und Ordensleute – ohne Anhang, dafür mit Zugang zu günstigen Zimmern in den zahlreichen katholischen Häusern Roms. 

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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