„Das Geschäftsmodell Österreich hinterfragen“

Wirtschaft

„Man muss das Geschäftsmodell Österreich hinterfragen. In der Wirtschaft, bei den staatlichen Strukturen und der Politik“, schlägt Michael Höllerer, Chef der RLB Niederösterreich-Wien, vor. Der Banker präsentierte am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten auch gleich einige konkrete Vorschläge.

Es brauche eine Pensionsreform mit dem Ausbau der privaten und betrieblichen Vorsorge. Sowie eine „massive Deregulierung“. Es wäre der Kreditwirtschaft schon geholfen, wenn es kein Goldplating gebe in Österreich und eine regulatorische Pause von zwei Jahren eingelegt werde.

Allein die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts sei ein riesiger Aufwand und koste mindestens so viel wie der eigentliche Jahresabschluss, nämlich einige Millionen Euro. Österreich habe eine „sehr umfassende Förderlandschaft“, man müsse weg von staatlichen Unterstützungen, hin zu liberaleren Regelungen.

Kapitalmarkt-Kultur

Höllerer monierte in diesem Zusammenhang die mangelnde Kapitalmarkt-Kultur hierzulande. Es gebe sehr viel privates Vermögen, nicht nur bei den Reichen, auch im Mittelstand. Dieses gelte es, wach zu küssen.

Der RLB-Chef verwies dabei auf die betriebliche Altersvorsorge in Schweden, bei der ein Anteil kapitalmarktorientiert veranlagt werde. Das würde Druck aus dem Pensionssystem nehmen. Für stark verbesserungsfähig hält Höllinger die Finanzbildung grundsätzlich, auch die Corporate Governance müsse vorangetrieben werden.

Das dritte Rezessionsjahr in Folge und die geopolitischen Rahmenbedingungen würden die Unternehmen verunsichern und das Kreditgeschäft drücken. Höllerer rechnet daher für 2025 mit höheren Risikokosten für die gesamte Bankenbranche.

Das erste Quartal 2025 sei zwar von den Zahlen her ein gutes gewesen, aber „man muss um jedes Geschäft kämpfen“, sagte Höllerer. Im Privatkunden-Geschäft zeige sich die Unsicherheit in der hohen Sparquote, die den Konsum bremse.

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„Signifikant angestiegen“ sei im ersten Quartal 2025 allerdings die Nachfrage nach Wohnimmobilien-Krediten, wesentlich höher als erwartet. Als Grund nannte Höllerer die Ankündigung, Mitte des Jahres die sogenannte KIM–Verordnung auslaufen zu lassen, und die niedrigeren Zinsen.

Bay-Wa-Sanierung

Die Beteiligungen der Raiffeisen Holding seien gut unterwegs. Wermutstropfen sei allerdings die Beteiligung am schwer angeschlagenen deutschen Agrarkonzern BayWa. Dieser hat mit einer schuldenfinanzierten Expansion Milliarden an Verbindlichkeiten angehäuft. Die Beteiligung (28 Prozent) drückte im Vorjahr das Ergebnis der Raiffeisen Holding um 116,5 Millionen Euro.

Das angepasste Sanierungsprogramm läuft bis 2028, das Thema werde die Holding noch länger begleiten. Höllerer sprach von einem harten und mühsamen Weg, „aber das gehört dazu“.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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