Produzenten aus dem asiatischen Land gehen in fast allen Bereichen in Führung. Chancen für westliche Unternehmen gibt es vor allem in Form von Kooperation – oder in der Abschottung.
China ist so komplex wie riesig, seine Wirtschaft in fast allen Bereichen ungemein wettbewerbsstark. Den Präzedenzfall, wie es einer Industrie geht, wenn China den Markt durchdringt, liefert aktuell die Autoindustrie. Mit ihren Hightech-Elektroautos zu konkurrenzlos günstigen Preisen bringen die chinesischen Hersteller aktuell vor allem die deutschen Autobauer ins Schwitzen. Zukünftige, ähnlich gelagerte Verwerfungen dürften folgen.
Denn, so Jan Borgonjon, Gründungspartner und Präsident des chinesischen Beraters InterChina: „China ist die neue Fabrik der Welt.“ Die chinesische Industrie hätte sich in den vergangenen Jahren zu einem Hightech-Produzenten entwickelt, bei niedrigen Kosten. Und China wurde gleichzeitig zu einem Innovationstreiber, etwas, das vor allem den Europäern wehtun wird.
Jan Borgonjon ist Belgier, lebt aber seit 40 Jahren in China. Dort berät er Unternehmen, die in China Fuß fassen wollen, die chinesische Joint Ventures eingehen möchten. Und er klopft zu jedem Jahreswechsel den Markt ab: Was denken seine (europäischen) Kunden über China, wie wird sich das neue Jahr entwickeln?
Hightech-Fabrikant
Die Schlüsselbotschaft seiner Studie für das Jahr 2025: China wird zu einem globalen Thema – als Konkurrent, Partner und Quelle für Innovation. Und das alles unter extrem niedrigen Kostenbedingungen. „Für größere Firmen muss China zum Partner werden, sonst ist man nicht mehr wettbewerbsfähig“, sagt Borgonjon. Die lokalen, chinesischen Produzenten seien schnell, gut finanziert, sehr kundenorientiert und würden den Export dazu nützen, ihr Geschäft zu skalieren. „Außerdem sind sie gut“, sagt der China-Experte. So wie der Auto-Vorsprung für die Europäer erodiert sei, werde es auch anderen Industrien gehen.
Die immensen Vorteile der chinesischen Produktion: günstige Rohstoffe, ein hoher Grad an Automatisierung (China brauche in der Fertigung laut Borgonjon nur die Hälfte an Personal) und ein Niedrigpreisumfeld, also kaum Inflation, billige Energie und Arbeitskräfte sowie eine verlässliche Lieferkette. „Das macht 20 bis 40 Prozent Kostenvorteil, in manchen Industrien sogar noch viel mehr“, erklärt der Experte. Zusätzlich würde China die „Megatrends“ nützen wie kein anderer Markt auf der Welt. Borbonjon: „Die Dekarbonisierung in China ist beeindruckend und sie verfolgen diese Strategie viel besser als die Europäer.“ China hätte zudem einen unglaublich hohen Digitalisierungsgrad, die Demografie (die Jungen) spielt China in die Karten und gleichzeitig würde man das Feld der Altenpflege komplett neu aufrollen.
Längst vorbei also die Zeit, als China aus europäischen Fabriken Ideen abgezogen hat. China habe sich längst zum Hightech-Fabrikanten für die Welt entwickelt und sei gleichzeitig ein technischer Innovator.
Wie sich die Welt darauf einstellen kann? Laut Borgonjon hätte Europa keine andere Chance, als seinen Markt durch Zölle zu schützen. Das würde eine neue Periode der Handelskonflikte zwischen Europa und China hervorrufen. Ähnlich dem Weg der US-Amerikaner: bis zu 100 Prozent Zölle auf Ware aus China (etwa auf Autos) und ein weitreichendes Investitionsverbot für chinesische Unternehmen in den USA – und auch umgekehrt.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft