Industriepionier Semperit: „Wir sind besser aufgestellt denn je“

Wirtschaft

Der Industriepionier feiert dieser Tage sein 200-Jahr-Jubiläum. So lange bestehen konnte der Konzern nur, weil er sich immer wieder neu erfand.

Weltkriege, schwere Wirtschaftskrisen massive Geldentwertungen: Der heimische Industriepionier Semperit hat in seiner 200-jährigen Firmengeschichte schon vieles überstanden. Die aktuelle Rezession gehört quasi zur Routine. 

Auf die Frage, wie man als Unternehmen so alt wird, verweist Vorstandschef Karl Haider auf den Firmennamen: „Semper it“ (lateinisch: es geht immer) sei auch das Leitprinzip: „Wir waren und sind noch immer ein globaler Pionier, ein Solutionmaker, der höchst komplexe Themen bei Firmenkunden löst.“ Das gehe nur mit Innovationen. Noch etwas sei wichtig: „Man muss langfristig denken und nicht nur kurzfristig von Quartal zu Quartal. Unsere Hauptaktionäre haben das immer getan“.

Wie hat alles begonnen?

Es war der Schneider Johann Nepomuk Reithoffer, der 1824 mit seinem Patent auf wasserdichte Stoffe den Grundstein für das heutige Unternehmen legte. 1852 entstand die erste europäische Fabrik für Kautschukprodukte. Der Name Semperit tauchte 1902 zum ersten Mal auf und wurde zum Synonym für Gummi aus Österreich. Zur Hochblüte Anfang der 1970er-Jahre war Semperit der zweitgrößte private Industriekonzern. 

Kurier/Gilbert Novy

Karl Haider, Semperit-Chef

Eine Zäsur erfolgte 1985, als die schwer defizitäre Reifensparte an Conti verkauft wurde. Doch Semperit erfand sich neu, setzte auf Internationalisierung, neue Geschäftsfelder und Produktion in Asien. Die in der Corona-Pandemie boomende Medizinsparte mit OP- und Schutzhandschuhen wurde im Vorjahr an einen thailändischen Mitbewerber verkauft. Ein kleiner Teil wird derzeit noch in NÖ gefertigt.

Was macht Semperit heute?

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„Fast jeder Mensch in Österreich oder Europa kommt jeden Tag mit einem Produkt von uns in Berührung“, sagt Haider stolz und wartet mit einer Reisegeschichte zum besseren Verständnis auf. „Wenn Sie zum Skifahren nach Kärnten reisen und in Wien zum Bahnhof gehen, nutzen Sie unsere Handläufe bei den Rolltreppen. Steigen Sie in den Zug ein, werden Sie durch unsere Türdämpfungen nicht eingeklemmt. Dann fahren Sie leise durch den Tunnel, weil ein Produkt von uns unter den Schienen liegt. Im Skigebiet sehen Sie einen Schneepflug mit Hydraulikschläuchen von uns, die Seilbahnringe sind auch von uns. Und wenn Sie dann die Ski anschnallen, sind dort Folien von uns drauf“. 

Semperit ist Europas Nummer 1 bei Skifolien. Das Portfolio umfasst weiters Industrie- und Getränkeschläuche, Dichtungen für Fassaden, Fenster und Türen sowie Fördergurte für Minen, Bergbau oder -Stahlindustrie. Die im Vorjahr übernommene Firma Rico aus Thalheim bei Wels fertigt Teile aus Flüssigsilikon. Diese finden sich im Thermomix ebenso wie in Hörgeräten oder Babyschnullern. „Auch in Duschköpfen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Silikonteil von uns drinnen steckt“, ergänzt Haider.

Wie sieht die Zukunft aus?

„Wir werden bei unserem Kerngeschäft bleiben und uns weiter auf Elastomere für Industriekunden und Silikone konzentrieren“, sagt Haider. „Wir haben die Technologie, daraus viele neue Produkte zu machen“. Schon jetzt sei das Portfolio und die Kundenbasis gut ausbalanciert, sodass Konjunkturschwächen wie derzeit etwa in Europa gut durchtaucht werden könnten. „Wir sind besser aufgestellt denn je.“ Vor allem in den USA und Asien erwarte er viel Wachstum. Die Zukunft findet ohne CEO Haider statt. Dieser übergibt Ende März das Zepter an seinen Nachfolger Manfred Stanek.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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