Ist Nachhaltigkeit noch auf der Agenda oder hat sie an Bedeutung verloren?

Wirtschaft

Der Green Deal der Europäischen Union hat ein großes Ziel: bis 2050 will man das wirtschaftliche Wachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppeln und eine faire Transformation der Wirtschaft zustande bringen. „Brüssel ging an die Arbeit und schrieb Vorschriften um Vorschriften, Richtlinien um Richtlinien. Das war gut gedacht, aber schlecht gemacht“, resümiert Marlene Johler, Head of Sustainability von Hammerer Aluminium Industries. „Es gab viel Papier, viel Bürokratie – die Nachhaltigkeit war auf einmal allerorts auf der Agenda. Aber: man hat es übertrieben“.

Ernüchterung

Und jetzt? Die Realität holt Europa ein, vor allem seit die Energiepreise stark gestiegen sind. „Europa hat drei Mal so hohe Energiepreise wie die USA“, führt Johler aus. Mit Donald Trump hat sich die Lage verschärft, Unsicherheit regiert, die Planbarkeit fehlt. Konsequenz: Die EU rudert zum Teil zurück, Vorgaben werden abgeschwächt, Anwendungsbereiche verkleinert. Stichwort: Omnibus-Regel (siehe Infokasten).

Was dazu geführt hat, dass die Nachhaltigkeit in den Hintergrund rückt. „Aber tot ist das Thema nicht“, sagt Johler. Mit der neuen Fokussierung auf den „Clean Industrial Deal“ legt die EU einen Fokus auf die Wettbewerbsfähigkeit von Europa. Johler: „Nachhaltigkeit etabliert sich jetzt als Business-Case, weg vom Papiertiger, hin zu echten Projekten. Unternehmen überlegen sich, wie sie langfristig durch mehr Nachhaltigkeit erfolgreich sein können. Auch in ihrem eigenen Interesse“, ist sie überzeugt.

Mit ihrer Keynote legte Johler den Grundstein für die Diskussion zum Thema. Denn: So wie Astronom und Science Buster Florian Freistetter ausführte: Die Klimakrise ist evident, die Faktenlage dazu ganz klar. Die Welt wird heißer, die Probleme daraus größer. Und das Zeitfenster, in dem wir die Welt vor den verheerenden Folgen des Klimawandels retten können, schließt sich. „Jede Verzögerung der Maßnahmen macht es ungleich schwieriger, das 1,5-Grad-Ziel von Paris zu halten“, sagt Freistetter.

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Und jetzt?

Wie sich der Schwenk auf EU-Ebene auf die Unternehmen auswirkt? Monika Brom vom Umweltbundesamt: „Ich sehe Rückschritte, was die Nachhaltigkeitsberichterstattung betrifft. Es fallen jetzt sogar Betriebe raus, die schon berichten mussten.“ Andreas Zahradnik von Dorda: „Es gibt Erleichterungen der Regeln vor allem für KMU. Einiges ist noch offen. Aber große Bereiche bleiben bestehen: die Taxonomie im Kernbereich, Regelungen für die Banken. Es macht sicher keinen Sinn, bei diesem Thema den Bleistift fallen zu lassen. Weil das Thema von Kunden und Mitarbeiterseite nachgefragt bleibt.“

Peter Hermann von NetApp: „Unser Ziel ist es, den Energieverbrauch pro Speicher zu halbieren, das sehen wir als unsere Verantwortung für die Zukunft. Nachhaltig wirtschaften, egal, wie die Vorgaben gerade sind, gibt uns einen Wettbewerbsvorteil.“

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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