Mit Druck gegen Dreck: Warum uns Hochdruckreinigen Spaß macht

Wirtschaft

Die Geräte wurden einst als Spielzeuge für Männer entwickelt. Längst haben alle Freude damit – vorausgesetzt, man gehört dem richtigen Putztypen an.

Der Profi arbeitet natürlich in Gummistiefeln. Streift die Düse einmal den nackten Zeh, ist die Erinnerung nachhaltig. Erst dann geht es ans Moos auf der Terrasse. Haben die Vibrationen des Griffs dann den Körper elektrisiert, spritzen sich Gartenstühle und Auto quasi von selbst ab. Zufriedenheit macht sich breit. Oder wie es Youtuber „MontanaBlack Stories“ in seinem Video „Spaß mit dem Hochdruckreiniger“ formuliert: „Ich habe ein neues Spielzeug bestellt. Es befriedigt mich.“

Aber wieso bereitet uns ein komprimierter Wasserstrahl Freude? Und wer geht in der Oberflächenreinigung besonders auf? „In Österreich gibt es eine Kultur der Sauberkeit“, sagt Psychologin Brigitte Bösenkopf. „Schon als Kinder spüren wir die Freude der Eltern, wenn wir uns nicht anpatzen oder freiwillig Hände waschen.“ Sauberkeit sei also ein Wert, der anerzogen wird.

In einer Umfrage des Putzmittelherstellers Cif aus dem Jahr 2020 gaben 89 Prozent der Befragten an, sich nach dem Putzen gut zu fühlen. Der schlechte Ruf wird der reinigenden Tätigkeit also nicht gerecht.

Spielzeuge für Männer

Der Spaß beginnt aber erst in Kombination mit technischen Spielereien. „Die Hersteller haben Geräte wie Hochdruckreiniger einst speziell als Spielzeuge für Männer geschaffen, um ihnen das Putzen schmackhaft zu machen.“ Dass Frauen die gleiche Freude daran haben können, ist mittlerweile bekannt. Dennoch scheint es oft Männersache zu bleiben.

Der Hochdruckreiniger versetzt aber nicht jedermann in Verzückung. Es kommt auf den Putztypen an. Laut Psychologin Bösendorfer gibt es vier, zwei davon findet man im Frühling schmutzbespritzt im Garten. Einerseits den Perfektionisten, für den Schmutz schlichtweg Stress bedeutet. Andererseits den Workaholic, der vor allem die Effizienz solcher Geräte schätzt. Den Chaoten und den Resilienten interessiert das weniger.

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Kärcher

Das Reverse-Graffiti von Künstler Klaus Dauven an einem Staudamm in Luxemburg

Und dann gibt es noch Menschen wie Klaus Dauven. Der Deutsche macht mit Hochdruckreinigern überdimensionale Kunst, indem er Schmutz abträgt und so Motive entstehen lässt – aktuell auf einer Staumauer im Harz. Die Idee zur Kunst durch Entfernen kam ihm 1997 bei einer misslungenen Kohlezeichnung. „Der Kohlestaub hat sich am Boden gesammelt und als ich ihn mit dem Staubsauger wegmachen wollte, habe ich gemerkt, wie gut ich damit zeichnen kann“, erzählt Dauven. Ein paar Jahre später wechselte er zum Hochdruckreiniger. „Das hat mich direkt gefangen.“

Mittlerweile zieren seine Werke Staudämme auf der ganzen Welt – von Japan und Südkorea bis nach Luxemburg. Privat kann er sich weniger für den Hochdruckreiniger begeistern. „Für mich ist es ein künstlerisches Werkzeug, ich habe keinen Putzfimmel“, sagt er. 

Wie die saubere Terrasse sind auch seine Bilder nicht von Dauer. Nach spätestens sechs Jahren sind sie wieder vermoost und damit verschwunden.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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