Der Beruf ist nicht neu, jetzt wurde die Lehre aber komplett modernisiert. Und stößt auf großes Interesse.
„Das klingt vielleicht arg, aber mir sind Fahrräder egal“, sagt Christian Huber. Trotzdem gründete er 2015 eine Fahrradfirma. „Ich bin nun mal ein guter Mechaniker“, erklärt er. Sein Talent erkannte er, als er 2006 für einen Betriebsausflug ein Rad baute – davor besaß er nicht einmal eines. Einige Jahre später verabschiedete er sich von seinem Büroleben im Großkonzern und „Huberista“ war geboren.
Für den KURIER räumte er gemeinsam mit seinen beiden Lehrlingen Kian und Morteya (Nachnamen möchten sie für sich behalten) den Laden im dritten Wiener Bezirk auf. Dort reihen sich nagelneue Sporträder neben historischen Artefakten und futuristischen E-Bikes. „Ich habe naiv angefangen, wollte ursprünglich ein kleiner Betrieb bleiben“, so Huber. Aus 30 m² wurden schnell 400 m². „Und es ist immer noch zu wenig Platz.“
Schmit
Der „Huberista“-Inhaber Christian Huber: „Sobald ich mich für die Fahrradbranche entschieden habe, sind alle Türen aufgegangen. Es war Schicksal“
Was es mit dem neuen Lehrberuf auf sich hat
Umso mehr freut er sich über die Unterstützung seiner Lehrlinge. „Ich war 19 Jahre alt, als ich hier angefangen habe. Davor war ich wochenlang auf Jobsuche“, erzählt Morteya. Eine Bekannte hätte ihm Huberista empfohlen. Auf ein dreitägiges Praktikum folgte ein Lehrstellen-Angebot zum sogenannten „Fahrradmechatroniker“. Ein Novum auf dem Arbeitsmarkt.
Den Beruf gibt es nämlich erst seit 2019 – und nur auf Probe. „Jeder neue Lehrberuf startet als Versuch und wird nach fünf Jahren evaluiert“, erklärt Thomas Gerhardt, Vorsitzender des Arbeitsausschusses der Fahrradmechatronik und Initiator des neuen Berufs auf KURIER-Nachfrage. Die erste Evaluierung haben die Fahrradmechatroniker bestanden und der Lehrberuf wurde um weitere zwei Jahre verlängert. Aktuell gibt es in Österreich rund 300 Lehrlinge. Gerhardt hofft auf weitere Interessenten. Ein Aspekt soll die jungen Leute ganz besonders anlocken:
„Es ist ein Paradebeispiel für einen Green-Job. Wir belasten die Umwelt nicht, haben keine Motoren, verbrennen nichts, machen keinen Dreck und wir sind wiederverwertbar.“ Das macht den Beruf attraktiv, ist Gerhardt sicher. Außerdem wäre er lebendig. „Das Rad wird jedes Jahr neu erfunden. Es tut sich ständig etwas.“ Entsprechend groß ist der Andrang in den Fahrradgeschäften, bestätigt Christian Huber.
Die großen Träume der Lehrlinge
„Es sei eine beratungsintensive Branche“, sagt er, während er durch seinen Laden führt. Morteya arbeitet gerade an einem Lastenfahrrad. Keine leichte Aufgabe, meint der Lehrling. Aber genau das gefällt ihm. „Es macht mir Spaß, Probleme zu finden und zu beheben. Sogar mehr als das Radfahren selbst“, lacht er.
Schmit
Kian ist Lehrling bei Huberista und plant bald selbstständig zu werden
Gleich daneben steht sein Kollege Kian, der an einem Radrahmen schraubt. Anders als Morteya ist Radfahren seine Leidenschaft und er ein „semi-professioneller“ Rennfahrer. Die dreijährige Ausbildung zum Fahrradmechatroniker hat Kian schon hinter sich, jetzt bereitet er sich auf die Abschlussprüfung vor. Sein Traum: Auch selbstständig werden und ein Fahrradgeschäft eröffnen – mit einem Sportrad-Schwerpunkt.
Bei Christian Huber wird somit bald eine Stelle frei. Wen er sucht? „Ich bin ganz offen. Wir hatten schon einen 60-jährigen Mitarbeiter“, erzählt er. „Ein Quereinsteiger wäre toll, gerne auch jemand, der sich nach der Matura umorientieren …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft