Primark-Chef: „Ich mag den Begriff Fast Fashion nicht“

Wirtschaft

Paul Marchant über die billige Konkurrenz aus China, den bürokratischen Aufwand in Europa und warum der irische Modediskonter den Online-Handel noch immer verweigert.

Jeans unter 20 Euro, T-Shirts um 5 Euro oder Mäntel ab 35 Euro. Mit günstiger Kleidung für alle Alterschichten ist der irische Modediskonter Primark groß geworden und mittlerweile in 17 Märkten in Europa und Nordamerika vertreten. 

Das vor 55 Jahern als Teil des britischen Lebensmittelkonzerns AB Foods gegründete Unternehmen setzt ausschließlich auf das Filialgeschäft. Von der zuletzt stark gewachsenen Online-Konkurrenz aus China zeigt sich Primark-Chef Paul Marchant im Gespräch mit dem KURIER wenig beeindruckt.

KURIER: In Österreich klagt der Handel über die billige Online-Konkurrenz aus China. Haben Sie  auch mit Shein und Temu  zu kämpfen?

Paul Marchant: Der Wettbewerb entwickelt sich  weiter. Wenn wir uns den stationären Handel und den Online-Handel in den letzten 15 Jahren ansehen, sehen wir viele Veränderungen. Natürlich beobachten wir die Konkurrenz, aber wir konzentrieren uns auf das, was wir tun. Wenn wir das richtige Produkt, den richtigen Preis und die richtige Qualität bieten, dann gewinnen wir.

Im vergangenen Jahr haben Sie gut verdient. Welche Rolle hat die hohe Inflation gespielt?

Die Inflation hat auch unsere Kosten belastet, aber wir konnten wettbewerbsfähige Preise bieten. Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit 22 neue Filialen eröffnet und wollen  weiterwachsen. Wir sehen noch  viele Möglichkeiten zur Expansion.

Auch in Österreich?

Derzeit haben wir in Österreich keine Expansionspläne. Wenn sich ein guter Standort ergibt, könnten wir das aber in Betracht ziehen.

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Wie läuft Ihr Österreich-Geschäft?

Wir sind sehr zufrieden und auch für die Zukunft optimistisch.

Primark

Paul Marchant: Der 56-jährige Brite leitet Primark seit 2009.

Mit dem Weihnachtsgeschäft sind Sie zufrieden?

Unsere Weihnachtsprodukte – Pullis und Dekorationen – entwickeln sich gut. Die Kunden kaufen sie heuer früher. Ich vermute, weil sie sich aufmuntern wollen. Wir sehen Weihnachten sehr positiv entgegen.

Den Online-Handel verweigern Sie noch immer. Warum?

Das ist vor allem eine finanzielle Entscheidung. Unsere Margen sind nicht so hoch, dass wir zusätzliche Kosten tragen könnten. Im Online-Handel gibt es viele Retouren. Der stationäre Handel passt besser zu uns. Ich sehe uns  dennoch als digitales Unternehmen.

Inwiefern?

Wir werden immer mehr zu einem digital erweiterten Geschäft. Unsere Website ist gut besucht. Kunden können dort sehen, ob die Waren in den Filialen vorrätig sind. Das bringt sie in die Läden. In Großbritannien haben wir in einigen Filialen  Click&Collect gestartet. Das läuft sehr gut. Kunden können online bestellen. Wenn Sie die Ware abholen, nehmen sie oft noch etwas mit. Auch die Retouren sind im Vergleich zum Online-Handel gering. Wir wollen das auch in anderen Ländern anbieten.

Marc O’Sullivan

In Irland firmiert Primark unter Penneys. Das erste Geschäft in  Dublin gibt es nach wie vor. Darüber befindet sich die Unternehmenszentrale

Jonathan Taylor

Versammlungsraum in der Primark-Zentrale in Dublin

Mit Fast Fashion wollen Sie nicht in Zusammenhang gebracht werden?

Ich mag den Begriff Fast Fashion nicht. Er hat viele negative Assoziationen und wird unserem Geschäftsmodell nicht gerecht. Der Großteil unserer Waren hat lange Vorlaufzeiten. Da ist nichts schnell daran. Fast Fashion wird auch mit minderer Qualität in Zusammenhang gebracht. Wir haben hart daran gearbeitet, damit unsere Produkte lange halten.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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