Sind Wohnungs-Kauf oder Hausbau einfach nicht mehr leistbar?

Wirtschaft

Bei vielen Leuten hat sich der Eindruck verfestigt, dass der Kauf einer Wohnung oder der Hausbau nicht mehr leistbar ist.

Es sei nicht so leicht wie früher, eine Wohnung zu kaufen oder ein Haus zu bauen, sagt eine Passantin. Mit einem normalen Job sei das kaum noch möglich, meint eine andere. Die Sätze stammen aus einer Straßenbefragung im Burgenland. Sie dürften aber die Stimmungslage vieler Österreicher wiedergeben. Eigentum scheint für einen großen Teil der Bevölkerung außer Reichweite geraten zu sein. 

Tatsächlich hat es schon bessere Zeiten für den Erwerb von Immobilien gegeben. Die Preise sind in den vergangenen Jahren weit stärker gestiegen als die Haushaltseinkommen, die Kreditzinsen sind hoch und die Teuerung sorgt dafür, dass für Ersparnisse wenig Spielraum bleibt.

Immo-Kredite stark zurückgegangen

Die Vergabe von Immobilienkrediten ist in den vergangenen Jahren eingebrochen. Das belastet auch die Baubranche, die sich in einer veritablen Rezession befindet. Mit einer Erholung rechnet Gunter Deuber, Bereichsleiter für Volkswirtschaft und Finanzanalyse in der Raiffeisen Bank International (RBI), erst 2025. 

Bei einer Diskussionsveranstaltung des Raiffeisenverbandes in Wien warnte er: „Was jetzt nicht gebaut wird, fehlt in den nächsten Jahren.“

Thomas Suchanek

Diskutierten darüber, ob Wohneigentum noch leistbar ist: RBI-Ökonom Gunter Deuber, Nadine Wiedermann-Ondrej vom Finanzministerium, FMA-Vorstand Helmut Ettl und RLB-NÖ-Wien-Generaldirektor Michael Höllerer.

Impuls

Abhilfe könnte das vor Kurzem präsentierte Wohnbaupaket der Regierung schaffen. Es sieht unter anderem den Wegfall von Grundbuchgebühren und vergünstigte Darlehen vor. Man habe sich bemüht, einen Mix an Maßnahmen zu setzen. Für den Einzelnen könne das durchaus mehrere Tausend Euro ausmachen, sagte Nadine Wiedermann-Ondrej, Leiterin Finanzmarktlegistik im Finanzministerium. 

  Millionenpleite eines Immobilienentwicklers

Weil vieles in die Zuständigkeit der Länder falle, gebe es unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Umsetzung. Durch das Paket erwartet sie einen Impuls für den Wohnbau, die Welt werde es aber nicht retten. 

Insbesondere der Entfall der Grundbuchgebühren sei ein wirklicher Vorteil, sagte Michael Höllerer, Generaldirektor der RLB NÖ-Wien. Bis das Paket bei der Bevölkerung ankomme, werde es wegen der föderalistischen Strukturen aber dauern. 

Der Wechsel zur Miete sei jedenfalls der falsche Weg. Denn der Eigentumsaufbau sei auch ein essenzieller Punkt in der Altersvorsorge. Wenn alle zusammen spielen  – Private und  Staat – könne die Leistbarkeit des Wohnraums bewerkstelligt werden.

Vergabe verschärft

Die Banken stoßen sich seit Längerem an der im August 2022 in Kraft getretenen KIM-Verordnung, die verschärfte Kreditvergabestandards vorsieht und etwa die Beleihungsquote auf 90 Prozent beschränkt.  Anders als bei Krediten für Gewerbeimmobilien sehe man bei privaten Krediten kein erhöhtes Risiko, sagte Höllerer.

Mit der Verordnung habe man rechtzeitig Maßnahmen gesetzt, sagte Helmut Ettl, Vorstand der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA). Erleichterungen wird es  bei der Ausnahmeregelung geben, die einheitlich 20 Prozent betragen soll und für die Banken  vor allem administrative Vereinfachungen bringen wird.

Wie geht es weiter? 

Die Immobilienpreise gehen zwar bei Altbauen zurück. Im Neubau bleiben sie aber konstant oder legen leicht zu, sagte RBI-Ökonom Deuber. Den Beginn der Zinssenkungen durch die EZB erwartet er im Juni. Sie dürften allerdings nicht stark genug ausfallen, um eine Entlastung auf breiter Basis zu bewirken. Deuber: „Die Leistbarkeit von Immobilienkrediten wird Thema bleiben.“

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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