Studie: Wo der Fachkräftemangel derzeit am größten ist

Wirtschaft

Trotz steigender Arbeitslosigkeit bleiben viele qualifizierte Stellen unbesetzt. Es gibt aber große regionale und branchenmäßige Unterschiede.

Der Fachkräftemangel in Österreich ist trotz steigender Arbeitslosigkeit hoch – aber ungleich verteilt. Es gibt zum Teil große regionale und branchenmäßige Unterschiede, ergab eine Studie, die am Dienstag vom Beratungsunternehmen InterConnection Consulting gemeinsam mit dem Personaldienstleister TTI Group vorgestellt wurde.

Demnach gab es anhand des Verhältnisses zwischen Arbeitslosen und offene Stellen im Juli im Bereich Öffentliche Sicherheit, Verteidigung und  Justiz den größten Fachkräftebedarf. Pro offene Stellen fanden sich in diesem Sektor nur 0,7 Arbeitslose. Dahinter folgen Krankenhäuser (Faktor 0,8), die Energiewirtschaft, wirtschaftsnahe Dienstleistungen (Wirtschaftsprüfer, Steuerberater) sowie Alten- und Pflegeheime Berücksichtigt wurden nur Wirtschaftssektoren mit mehr als 20.000 Beschäftigten. „Der Arbeitskräftemangel trifft insbesondere qualifizierte Berufe“, fasst Markus Archan, Geschäftsführer von TTI, die Studie zusammen. 

TTI

TTI-Chef Markus Archan

Die Berechnungsmethode

Für den Vergleich wurde die Anzahl der Arbeitslosen durch die Anzahl der offenen Stellen dividiert. Daraus ergibt sich das „Arbeitslosen-Offene-Stellen-Verhältnis“ (AOV), das bei einem Wert unter zwei einen leichten Fachkräftemangel beschreibt, unter 1,2 einen massiven Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite spricht man bei einem AOV von 4-6 von einem guten Verhältnis von Arbeitslosen zu verfügbaren Stellen, über 6 gibt es sogar einen Fachkräfteüberschuss. 

Starkes Ost-West-Gefälle beim Fachkräfteüberschuss

Im Bundesländervergleich gibt es ein starkes Ost-West-Gefälle. Wien hat mit einem AOV von 6,7 im Juli 2024 einen Fachkräfteüberschuss, gefolgt vom Burgenland, das mit 4,7 ebenfalls im grünen Bereich liegt. Auf der anderen Seite ist die Lage in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich mit Werten zwischen 1,9 und 1,5 wesentlich angespannter. 

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Der größte Mangel an Fachkräften gibt es aktuell in Salzburg mit einem AOV von 1,26 im Juli 2024. Da Österreich eine traditionell geringe Mobilität am Arbeitsmarkt hat, seien diese Zahlen sehr aussagekräftig, erläutert Studienautor Frederik Lehner, Geschäftsführer von InterConnection Consulting. Wegen der spezifisch benötigen Qualifikationen, etwa für den Bereich öffentliche Sicherheit, könne eine steigende Arbeitslosigkeit den Bedarf nicht decken, gibt es zu bedenken. 

Magisches Fünfeck gegen Fachkräftemangel

Als mittel- und längerfristige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel schlägt der Berater ein „magisches Fünfeck“ aus mehreren Faktoren vor. 

Arbeitszeit: Länger arbeiten durch eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters. „Doch das ist derzeit eher unrealistisch“, so Lehner. Teilzeit unattraktiver machen sowie Förderung von Betreuungsmaßnahmen wie der der 24-h-Betreuung, um erwerbstätige Frauen zu entlasten

Beschäftigung: Babypausen verkürzen und Arbeitsmigration forcieren. „Wir brauchen mehr Zuwanderung aus europäischen Drittstaaten wie Serbien oder Bosnien“, so Archan. Er fordert einmal mehr die Rot-Weiß-Rot-Karte auch für Leiharbeiter. 

Produktivität: Weniger Personal durch mehr Innovation wie Automatisierung, KI- und Robotik. „Hier steht uns die Revolution noch bevor. Wir brauchen derzeit ja mehr Personal, um KI einzusetzen als durch KI ersetzt werden“, meint Lehner. Auch ein effizienter Einsatz von Zeitarbeit.

Löhne: Weil höhere Löhne  wegen der flauen Konjunktur schwer umsetzbar sind, plädiert Lehner für mehr Weiterbildung im Sinne von Höherqualifizierung.

Struktur: Neben mehr Umschulungen in Mangelberufen müsste das Matching bei den Stellenausschreibungen verbessert werden. Oft fehle es an formalen Skills, während die Kompetenzen vorhanden seien. 

Zahl der Leiharbeiter gesunken

Aktuell gibt es rund 88.600 Leiharbeitskräfte in Österreich, aufgrund der Industrieflaute um 15 bis 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Ausländeranteil beträgt mehr als 50 Prozent. „Wir sehen seit Sommer …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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