Warum der Aufschwung in Österreich nicht so kräftig ausfällt, wie erwartet

Wirtschaft

WIFO, IHS und am Freitag nun auch die Nationalbank: 2026 und die Jahre danach wird sich die heimische Wirtschaft leicht erholen, wird die Inflation sinken. Also das ersehnte „Licht am Ende des Tunnels“ oder doch nur „Stabilisierung in herausforderndem Umfeld“, wie die OeNB meint?

Die Nationalbank rechnet für 2026 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von gerade einmal 0,8 Prozent und ist damit pessimistischer als WIFO und IHS, die Raten in der Größenordnung von einem Prozent erwarten. Anders formuliert: Österreichs Wirtschaft windet sich aus dem Konjunkturtief heraus, findet aber nicht zu jener Stärke zurück, die nach drei Jahren der Rezession und zuletzt Stagnation zu erwarten gewesen wäre. 

Warum fällt der Aufschwung nicht stärker aus? 

Nationalbank-Chef Martin Kocher und OeNB-Konjunkturexperte Gerhard Fenz nennen dafür mehrere „Bremsfaktoren“.

Fehlende Zuversicht

Lange Zeit reagierten Haushalte mit Angstsparen statt freudigem Konsumieren auf die vielen Kriege und Krisen unserer Zeit. Der Inflationsschock sitzt noch sehr vielen Menschen in den Knochen. Zwar sinkt die Sparquote jetzt wieder von historisch hohen 11,6 auf „normalere“ 9,5 Prozent. Frühere Raten von um die fünf Prozent sind damit aber noch lange nicht erreicht. So bleiben weiterhin viele Milliarden ungenutzt auf kaum verzinsten Sparbüchern liegen. Damit der private Konsum anspringen kann, bräuchte es ein positiveres Aufbruchsgefühl in der Bevölkerung, das sich angesichts der vielen Herausforderungen und Probleme bis weit ins Politische und Gesellschaftspolitische hinein nicht und nicht einstellen will.

Gestiegene Finanzierungskosten

Im Kampf gegen die Inflation sind die Zinsen nach langen Jahren der Nullzins-Politik gestiegen. Das hat tiefe Spuren etwa im Wohnbau hinterlassen. Zwar sind die Zinsen wieder gesunken, aber gemessen an den Baubewilligungen sei in der Bauwirtschaft bestenfalls eine Stagnation zu erwarten, weiß man in der OeNB. In den Zeiten der steigenden Zinsen ist die Bautätigkeit um 20 Prozent eingebrochen, 2026 holt sie gerade einmal drei Prozent auf – wenn die Prognosen halten.

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Geopolitische Unsicherheiten

Speziell US-Präsident Donald Trump und seine erratische Wirtschafts- wie Außenpolitik sowie die vielen ungelösten Konflikte von der Ukraine bis in den Nahen Osten werden auch 2026 das Weltgeschehen prägen und bremsen Weltwirtschaft wie Welthandel aus. Auch die Wachstumsraten der USA und China hinken hinter früheren Werten hinterher. Eine kleine offene Volkswirtschaft wie Österreich, die zu 60 Prozent vom Export lebt, kann sich dem Trend nicht entziehen. Dazu kommt, dass das österreichische Export-Geschäftsmodell ganz generell gefährdet ist.

Gefährdetes Wachstumsmodell

Denn der Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit ist kaum wegzudiskutieren. Daran ändern die zuletzt maßvollen Lohnabschlüsse bis dato nichts. Die OeNB-Daten zeigen: Bei einer um 30,1 Prozent gestiegenen Inflation zwischen 2020 und dem 3. Quartal 2025 stiegen die heimischen Lohnstückkosten im selben Zeitraum um stolze 32,6 Prozent – im Durchschnitt der Eurozone jedoch „nur“ um 24,3 Prozent. Als direkte Folge hat Österreich laufend Exportmarktanteile verloren.

Die Dominanz Chinas

Auch gibt die zunehmende Stärke Chinas auf dem Weltmarkt mehr und mehr zu denken auf. Es ist längst nicht mehr nur der konkurrenzlose Preis chinesischer Waren. Der Anteil komplexer Exportgüter an den chinesischen Ausfuhren, also Produkte mit einem höheren High-Tech-Anteil, stieg zwischen 2003 und 2023 von 12 auf 39 Prozent. Oder umgekehrt: Schon 26 Prozent der österreichischen Warenexporte sind starker chinesischer Konkurrenz ausgesetzt. Besonders betroffen …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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