
Obwohl Unternehmen von ausgewogenen Geschlechterverhältnissen profitieren, ist der Frauenanteil in Spitzenpositionen weiterhin niedrig.
Mehr Frauen bedeutet mehr Erfolg. Das ergab eine aktuelle Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF anlässlich des Weltfrauentags am 8. März.
Demnach seien Unternehmen mit einer höheren Frauenquote in Führungspositionen finanziell stabiler. Eine ausgewogene Geschlechterverteilung führe im Durchschnitt zu einer besseren wirtschaftliche Performance und langfristigem Erfolg, so die Analyse.
Gleichstellung und Diversität als zentrale Themen
Vor allem seit der Einführung der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen im Jahr 2023 profitieren Firmen von einer höheren Frauenquote. Denn soziale Aspekte wie Gleichstellung und Diversität sind dabei zentrale Themen, weswegen Unternehmen mit ausgewogenem Männer- und Frauenanteil ihre Marktposition stärken können. Auch weil Investoren, Banken und Geschäftspartner zunehmend Wert auf nachhaltige Unternehmensführung legen, zu der auch Geschlechtergleichstellung zählt.
Besonders für kapitalmarktorientierte Unternehmen ist eine angemessene Frauenquote daher nicht nur eine ethische, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. „Die Frauenquote ist längst nicht mehr nur eine gesellschaftspolitische Frage, sondern ein entscheidender Faktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Unternehmen, die hier frühzeitig handeln, verschaffen sich klare Wettbewerbsvorteile“, sagt Boris Recsey, Geschäftsführer von CRIF Österreich.
Deutliches Ungleichgewicht in Spitzenpositionen
Trotzdem herrscht hierzulande noch Nachholbedarf, vor allem wenn es um den Anteil von Frauen in Spitzenpositionen geht. Von den insgesamt 264.492 Geschäftsführungspositionen in Kapitalgesellschaften sind nur 15,6 Prozent mit Frauen besetzt. Noch deutlicher ist das Ungleichgewicht in den Vorständen großer Unternehmen. Von 2.044 Vorstandsmitgliedern sind lediglich 11,7 Prozent weiblich.
Auch die Aufsichtsräte zeigen ein ähnliches Bild: Frauen nehmen hier nur rund 23,5 Prozent der Positionen ein. „Obwohl immer mehr Unternehmen die Bedeutung von Diversität erkennen, sind wir von echter Gleichstellung noch weit entfernt. Gerade in Führungspositionen bleibt der Frauenanteil besorgniserregend niedrig“, so Recsey.
Regionale Unterschiede beim Frauenanteil
Der Personalvermittler Iterate Match präsentierte anlässlich des Internationalen Frauentages eine aktuelle LinkedIn-Auswertung. Demnach sind österreichweit mehr als 72.000 Personen auf dem Sozialen Netzwerk mit den Titeln „Geschäftsführer/Geschäftsführerin“, „CEO“ oder „Vorstand“ vertreten. Der Frauenanteil liegt dabei bei lediglich 18 Prozent. Regional ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen leicht unterschiedlich: Während er in Wien und Oberösterreich mit 20 Prozent am höchsten ist, hinken Tirol, Vorarlberg und das Burgenland mit 16 Prozent nach.
Einzelunternehmen wiederum weisen traditionell einen höheren Frauenanteil auf (aktuell laut CRIF-Analyse 44 Prozent), wobei großer Unterschiede zwischen den Branchen bestehen. Während es in den Bereichen Handel, Gesundheits- und Sozialwesen und Erziehung bzw. Unterricht besonders viele Einzelunternehmerinnen gibt, sind es in der Land- und Forstwirtschaft, Information und Kommunikation und in der Baubranche besonders wenige.
Faire Auswahlprozesse fördern Frauenquote
Um einen höheren Frauenanteil in der Geschäftsführung zu fördern, braucht es laut Iterate-Match-Chef Erich Pichorner neben politischen Maßnahmen wie besserer Kinderbetreuung auch faire Auswahlprozesse. Dazu gehören eine objektive Bewertung von Qualifikationen und strukturierte Interviews, um individuelle Vorurteile zu reduzieren. „Die Verantwortung dafür liegt in der Unternehmensleitung“, sagt Pichorner.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft