Wie unsere Altkleiderspenden der afrikanischen Wirtschaft schaden

Wirtschaft
Faith Irene Lanyero und Gertrude Klaffenböck

Textilabfälle werden immer mehr zum Problem. Immer günstigere Kleidung und immer schnellerer Konsum führen hierzulande zu einer Flut an Altkleidung. Viele Menschen spenden ihr gebrauchtes Gewand, damit es wohltätigen Zwecken zukommt, statt im Mülleimer zu landen. Doch die gut gemeinten Gaben führen in den Empfängerländern zunehmend zu Problemen.

Mehr als 228.000 Tonnen Textilabfälle fielen laut der Entwicklungsorganisation Südwind in Österreich allein 2022 an. Dazu zählten Kleidung, Schuhe und technische Textilien wie etwa Krankenhauskleidung. 

Der überwiegende Teil davon wurde in heimischen Anlagen verbrannt. Doch rund 67.000 Tonnen wurden 2022 ins Ausland exportiert, ein Teil davon stammte aus Kleiderspenden an gemeinnützige Organisationen wie Humana, Caritas und Co.

Sortieranlagen trennen hohe Qualität von Textilabfällen

Wo die gespendeten Textilien landen, hängt von ihrem Zustand ab. In Sortierzentren in Osteuropa oder Italien werden hochwertige Kleidungsstücke aussortiert. Die restlichen Klamotten werden nach Asien oder Afrika exportiert und dort von weiterverkauft. 

Bis die Kleiderspenden in Ländern wie etwa Uganda landen, sind häufig nur noch Kleidungsstücke von geringer Qualität übrig. Circa 60 Prozent landen direkt als Textilmüll auf Deponien.

Mit verheerenden Folgen für die Natur, wie die ugandische Gewerkschafterin Faith Irene Lanyero warnt. Nicht nur werde die Umwelt durch die Kleidung aus Kunststofffasern stark belastet, die Deponien würden auch Abflüsse verstopfen und so zu Überschwemmungen führen.

Südwind/Vincent Sufiyan

Gewerkschafterin Faith Irene Lanyero und Gertrude Klaffenböck, Südwind-Sprecherin für Textillieferketten

Erst im August 2024 kam es auf der Deponie Kiteezi in der ugandischen Hauptstadt Kampala zu einem Einsturz eines Müllbergs auf Wohnhäuser. 21 Menschen kamen dabei ums Leben.

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Gebrauchtkleidung ist beliebter als Neuware

Aber auch die Gebrauchtkleidung, die noch für den Verkauf geeignet ist, bringt Probleme mit sich, denn sie verdrängt die ugandische Produktion von neuer Kleidung. Bereits 2023 war das Geschäft mit Second-Hand-Kleidung mit einem Umsatz von 95,9 Millionen US-Dollar pro Jahr deutlich größer als Produktion und Handel von Neuware (71,9 Millionen US-Dollar).

Die ugandischen Produktionsbetriebe könnten die große Nachfrage im Land nicht befriedigen, etwa auch weil modernes Equipment fehlt. „Die Menschen arbeiten mit Maschinen aus den 1950er Jahren“, so Lanyero. Gerade deswegen würde auch einiges an neuer Kleidung in geringer Qualität etwa aus China oder der Türkei importiert. 

Trotzdem sei es vor allem der Import von Gebrauchtware, die das Wachstum der ugandischen Kleiderproduktion verhindere. „Second-Hand-Kleidung hat die lokale Industrie zerstört“, sagt Lanyero.

Abdul Jalil

In Uganda wird die gebrauchte Kleidung aus Europa, Asien und Amerika auf Märkten gehandelt. 

Billiger als neue Kleidung

Auch weil sie deutlich günstiger ist: Während etwa ein gebrauchtes T-Shirt auf dem Markt bereits um umgerechnet zwei Euro zu haben ist, kostet ein neu produziertes Stück rund das Dreifache. Hinzu komme, dass viele Bewohner Ugandas die importierte Altkleidung als qualitativ hochwertiger einschätzen als Neuware.

Wegen der nachteiligen Folgen für die Wirtschaft im Land hat Uganda bereits vor mehreren Jahren ein Importverbot für Gebrauchtkleidung aus dem Ausland eingeführt. Wegen des Drucks westlicher Staaten ist die Regelung aber bis heute nicht effektiv umgesetzt. 

Auch weil an dem Mega-Geschäft mit den Altkleidern mittlerweile eine große Menge an Arbeitsplätzen hängt: In Uganda verdienen rund 700.000 Menschen etwa mit dem Handel, der Logistik oder der Reparatur der Altware ihren Lebensunterhalt. Der Großteil von ihnen ist jung und weiblich. 

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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