„Wir werden blöd aus der Wäsche schauen“

Wirtschaft

Porr-Chef Karl-Heinz Strauss wundert sich über das Desinteresse an der Abwanderung der Industrie. Was er außerdem zum Deutschen Eck und der „Moralkeule“ der Klimakleber sagt.

Der Bauunternehmer redet gerne Tacheles – auch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten.

KURIER: Porr steigt gerade in zwei Vamed-Tochterunternehmen ein. Die Vamed hatte einen Milliardenumsatz, ist aber gestrauchelt. Sind die 90 Millionen, die Sie zahlen, ein Schnäppchenpreis?

Karl-Heinz Strauss: Ganz sicher nicht. Wir brauchen erst die EU-Genehmigung dafür, das wird noch ein paar Monate dauern. Jeder Job in den Gesellschaften, die wir übernommen haben, ist gesichert.

Profitiert die Porr davon, dass Deutschland seine Infrastruktur renovieren muss? Anderen Baukonzernen geht es hingegen schlecht.

Der Bau an sich ist nicht in der Krise. Aber Firmen, die auf den kleinen und mittleren Wohnbereich spezialisiert sind, haben ein echtes Problem. Das ändert sich mit den Zinssenkungen wieder. Die Porr profitiert von Ländern im Aufbau – Tschechien, Polen, Rumänien, Slowakei – und von Ländern wie Deutschland mit schlecht gewarteter Infrastruktur. Da gibt es viele Totalschäden.

Wer hätte gedacht, dass die deutsche Infrastruktur einmal so viel schlechter sein wird, als die österreichische?

Viel Geld floss in die Wiedervereinigung Deutschlands, man hat für Westdeutschland nichts mehr gemacht. Wirtschaft und Tourismus stöhnen, und jeder Auto- und Bahnfahrer hat mittlerweile ein Problem.

Kümmert sich die Porr bald ums deutsche Eck? Als Bahnfahrer versumpert man dort.

Ich habe darüber mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Söder diskutiert und ihm gesagt, dass er uns Österreicher nicht mag. Zwischen München und Salzburg geht das Telefon nicht gescheit, Autobahn und Bahn sind nicht ausgebaut. Man fährt mit dem Zug von Wien nach Salzburg in zwei Stunden 20 und braucht noch einmal eineinhalb Stunden für die kurze Strecke Salzburg-München.

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Was hat er geantwortet?

Dass es Probleme mit dem EU-Gemeinschaftsrecht gebe. Klingt nach Ausrede. Es fehlt der politische Wille, obwohl der Individualverkehr doch angeblich keine Zukunft hat.

Kurier/Juerg Christandl

Ist der Green Deal der EU ein Wachstumstreiber oder ein Wachstumshemmer?

In der ursprünglichen Absicht war er vernünftig. Die Politik sollte dafür aber nur Rahmenbedingungen schaffen und nicht überregulieren. Die Konzentration auf Elektro ist außerdem politisch-ideologisch motiviert. Damit schließt man alle Wissenschaftsergebnisse der nächsten Jahre aus, obwohl noch nicht einmal klar ist, wo man genügend Energie und Ladestationen herkriegt. Das wird scheitern. Denn der Rest der Welt sagt: So bitte nicht.

Dort wird das Verbrennerauto noch lange fahren?

Und es kommt auch in Europa wieder, das ist nicht aufzuhalten.

Hat der Bundeskanzler also recht?

Ja. Wenn man den ökologischen Fußabdruck eines Elektroautos und eines guten Diesels neuester Bauart über ihre jeweilige Lebenszeit hinweg vergleicht, ist nicht sicher, wer besser abschneidet.

Was halten Sie von Klimaklebern?

Wenn das der einzige Widerstand der Jugend heute ist, dann kann ich nur lachen. Ich vermisse Lösungen. Nur zu sagen, wie es nicht geht und allen anderen auf der Welt erklären, wie sie zu leben haben: Diese Moralkeule finde ich richtig widerlich. Außerdem redet niemand darüber, dass wir Europäer den CO2-Ausstoß seit 2012 schon um 30 Prozent reduziert haben. Wir können mit gutem Beispiel vorangehen und intelligente Industrie schaffen, aber nicht die ganze Welt retten.

Kurier/Juerg Christandl

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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