Beethovens Neunte als TV-Event: Wenn die Freudenfunken in ganz Europa sprühen

Kultur

Beethovens „Neunte“ aus Leipzig, Paris, Mailand – und Wien (Von Susanne Zobl).

Ludwig van Beethoven ließ zur Musik werden, was Friedrich Schiller in seiner Ode „An die Freude“ in Verse setzte. „Alle Menschen werden Brüder“, eine Aufforderung zum Frieden. Ein Eins-Sein, ein Einigsein.

Am 200. Jahrestag der Uraufführung von Beethovens neunter Symphonie in d-Moll demonstrierten der internationale Konzertbetrieb und die Fernsehstationen ORF III mit ARTE, wie das funktionieren könnte. Die „Neunte“ wurde aus vier Konzertsälen in Europa live zeitversetzt übertragen, und das in hochkarätigen Besetzungen: Jeder Satz wurde aus einem der bedeutendsten Häuser Europas eingespielt.

Den Auftakt gab Andris Nelsons mit dem Gewandhausorchester Leipzig, einer der vielversprechendsten der jungen Generation, Klaus Mäkelä, der designierte Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra, setzte mit Orchestre de Paris aus der Philharmonie an der Stadt an der Seine fort.

Aus dem Teatro alla Scala wurde Riccardo Chaillys Interpretation des langsamen Satzes übertragen.

Das Finale, die „Ode an die Freude“, das ohne Worte zur Hymne Europas geworden ist, war den Wiener Symphonikern im Konzerthaus überlassen. Hier hätte ursprünglich Joana Mallwitz dirigieren sollen. Doch gesundheitliche Gründe zwangen sie zur kurzfristigen Absage. Der ab der kommenden Spielzeit designierte Chefdirigent der Symphoniker, Petr Popelka, übernahm. Die Verfasserin dieser Zeilen war live im Konzerthaus dabei.

Elektrisierend

Die Stimmung im großen, ausgebuchten Saal war elektrisierend, angespannt. Popelka führte das mit Hingabe musizierende Orchester mit Verve, so als würde er bereits ab dem ersten Takt die Freudenfunken sprühen lassen. Zupackend, forsch hob er an, trieb sein Orchester zur Hochleistung, setzte deutliche Akzente.

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Bei der nachträglichen Betrachtung ließ sich beobachten, wie viele Wege hier zum Gipfel führen. Groß der Kontrast zwischen Chailliys Zelebrationen des langsamen Satzes und Popelkas feuriger Lesart.

Doch zurück ins Konzerthaus. Popelka setzte zurecht auf den vollen Wiener Klang der Symphoniker. Ein Feuerwerk generierte er aus dem Finale. Jeden Takt inszenierte er, holte das Geheimnisvolle hervor, ziselierte sanft das Freudenthema, bevor er die Explosionen zuließ, die sich wie ein Brodeln in einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch angebahnt hatten, Bahn brachen.

Der Bass Christof Fischeresser intonierte wortdeutlich seinen Mahnruf „Freunde nicht diese Töne“. Andreas Schager ließ seinen stimmstarken Heldentor mit Espressivo aus dem Solistenquartett hören, das die Sopranistin Rachel Willis-Sørensen und Mezzosopranistin Tanja Ariane Baumgartner anmutig komplettierten.

Minutenlange stehende Ovationen.

Bleibt der Wunsch, dass Beethovens Aufforderung zum Frieden endlich befolgt wird.

Nachzuhören in der ORF-TVthek und auf www.arte.tv

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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