Bereit für die Liebe mit Johann Strauss: Heilende Lieder zum Mitsingen

Kultur
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Von Silvia Kargl

Community-Building ist ein gefragtes Thema auch im Bereich von zeitgenössischem Tanz und in Performances. Bei den Wiener Festwochen hatte am Mittwoch Ivo Dimchevs „DI/Strauss Technique“ im Odeon Uraufführung, und die gleich unter Mitwirkung des gesamten Publikums. Das bringt den aus Bulgarien stammenden Theatermacher, Choreografen, bildenden Künstler, Musiker und Queer-Aktivisten Dimchev in die Rolle eines Entertainers mit Tiefgang.

Ivo Dimchev, dem Wiener Publikum dank ImPulsTanz seit Jahren als an die Grenzen gehender Performer bekannt, hat das Publikum von Beginn an im Griff. Er lädt zum Mitsingen seiner Songs ein, Karaoke-artig werden die von ihm verfassten Texte eingeblendet. Die Texte gehören zu „Healing Songs“, kreisen um Liebe und Sex (die Performance ist für Erwachsene vorgesehen). Da folgt Dimchev seiner eigenen „Technique“, wofür auch das „DI“ im Titel stehen mag. Was aber haben seine Songs mit Johann Strauss damit zu tun?

Nurith Wagner Strauss

Das ist die Überraschung dieses Abends: Mehr als man denkt, vor allem auf einer emotional subtil einfließenden Ebene. Das Publikum, also für einen Abend lang Dimchevs Performing Group, erhält Requisiten. Neben dem Mitsingen stellt Dimchev kurze, einfache Choreografien vor, in die Bänder, Fächer und Pompons Farbe, Glamour und Glitter bringen. Damit gelingt es ihm, Werken wie dem „Radetzkymarsch“, der zugleich die Rolle des Vaters mit hineinbringt, da er von Strauss Vater stammt, und dem „Donauwalzer“ ein frisches Gesicht zu verleihen. 

Am Beginn seiner Beschäftigung mit Strauss, so Dimchev, habe er „als anarchischer Bulgare“ diese Musik als „elitär und exklusiv“ empfunden, sie mit „Nationalstolz und Macht“ verbunden. Doch durch seine intensive Beschäftigung sieht er die Musik nun „voller Liebe und sogar romantisch“. Er zitiert musikalische Motive aus weiteren Strauss-Werken bis zur finalen „Orpheus-Quadrille“ und macht sein Publikum zu einer jubelnden Fan-Gemeinde. Auch wenn er dazu ungewöhnliche ästhetische Mittel verwendet, so stellt er die Begeisterung für die Strauss-Musik in ein neues Licht: „Waffen der Freude“ für eine Welt, in der Hass, Zerstörung und Kriege zu dominieren scheinen.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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