Filmfestival Diagonale: Toxische Männlichkeit und gläubige Frauen

Kultur

Regina Fritsch ermittelt in Marie Kreutzers Landkrimi „Acht“ in der rechtsradikalen Szene, Verena Altenberger setzt sich gegen Machtmissbrauch ein und eine Doku untersucht das Verhältnis gläubiger Frauen zu Gott.

Das österreichische Filmschaffen ist höchst vielfältig, manchmal sogar neurodivers: Seit die psychisch belastete Hauptfigur Pia in Florian Pochlatkos explodierendem Spielfilmdebüt „How to Be Normal and the Oddness of the Other World“ auf der Suche nach sich selbst durch Wien und mehrere Filmgenres irrte und damit die Diagonale eröffnete, brummt das Festival des österreichischen Films auf Hochtouren. Die Kinosäle sind bestens gefüllt, Menschentrauben ballen sich an den Kassen im Dauerregen.

Landkrimi beleuchtet toxische Männlichkeit

Auch die traditionelle Premiere des ORF-Landkrimis war bis auf den letzten Platz gefüllt: Nach ihrem ersten Fall „Vier“, legte Regisseurin Marie Kreutzer mit ihrem durchwegs spannenden Landkrimi „Acht“ nach. Die charismatische Regina Fritsch ist bereits in ihrem vierten Niederösterreich-Film im Ermittlungseinsatz – diesmal erstmals unterstützt von Thomas Prenn. Er ist der Kollege vor Ort, der der Frau Chefinspektorin zur Hand geht: Die Arbeitsbeziehung zu seiner älteren, manchmal recht barschen Vorgesetzten unterfüttert Kreutzer mit subkutan flirtendem Unterton, der der Dynamik zwischen den Ermittlern eine temperamentvolle Note verleiht.

Ein Arzt wurde per Herzschuss vor seinem Haus ermordet. Wie das Ermittlerpaar herausfindet, bewegte sich das Opfer in rechtsradikalen Kreisen. Seine Witwe, sensibel gespielt von Verena Altenberger, gibt vor, von den politischen Umtrieben ihres Mannes nicht viel gewusst zu haben. Eine rechtsradikale Corona-Leugnerin allerdings, die den Verstorbenen aus der Szene kennt, ist sich in ihrem Urteil sicher: „Er war ein Frauenhasser.“

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Marie Kreutzer, die das Drehbuch selbst geschrieben hat, ist dezidiert daran interessiert, ihren Kriminalfall mit gesellschaftspolitischen Themen zu verknüpfen. Es gehe um Genderstereotypen und toxische Männlichkeit, so die Regisseurin vor dem begeisterten Publikum.

Neue Initiative gegen Machtmissbrauch in der Filmbranche

Apropos toxisch: Wer genau hinhört, erkennt Verena Altenbergers Stimme in einem animierten Trailer, der auf der Diagonale mehrfach zum Einsatz kommt und unter dem Titel „Bring’s ans Licht“ für mehr Aufmerksamkeit zum Thema Diskriminierung und Machtmissbrauch innerhalb der Filmbranche sorgen möchte. Dazu präsentierte der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft seine neue Kampagne, die branchenintern breit ausgerollt werden soll. Anlass für den Vorstoß war nicht zuletzt die große Nachfrage bei der 2019 eingerichteten Anlaufstelle #we_do!.

Verena Altenberger plädierte in einem Pressegespräch für die Notwendigkeit der neuen Initiative: „Wir müssen in einer Branche arbeiten, in der jeder an jedem Punkt Nein sagen und gehen kann, ohne dass man Konsequenzen fürchten muss. Und an diesem Punkt sind wir noch nicht.“ Doch unter dem Motto „Hinschauen, nicht wegschauen“ soll in der Kreativbranche für größere Awareness gesorgt werden.

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Rebellion gegen das Verbot von Priesterinnen: „Girls & Gods“

Feminismus und Schleier

Mit Frauenfeindlichkeit und Machtmissbrauch in einem ganz anderen Bereich setzt sich die mitreißende Doku „Girls & Gods“ von Arash T. Riahi und Verena Soltiz auseinander: Wie lassen sich Gottesglaube und feministische Überzeugungen miteinander verbinden, fragt sich die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Schewtschenko und diskutiert mit gläubigen Frauen über Abtreibung und Verschleierung. Die Konfrontationen zwischen den Frauen sind zuweilen heftig, bewegen sich aber immer im Rahmen wechselseitiger Akzeptanz. Das Tolle an „Girls & Gods“ liegt unter anderem …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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