Kunsthalle Wien: Neue Chefin plant Durchlüftung von Raum und Inhalt

Kultur

Michelle Cotton, ab 1. Juli Leiterin der Institution, stellte Pläne vor: Die angestrebte Öffnung werde nicht nur über das Programm funktionieren

Keine Besetzung eines Leitungspostens im Kultursektor kommt heute mehr ohne das Versprechen aus, die jeweilige Institution zu öffnen, neue Zielgruppen zu erschließen – und all das womöglich nach Maßstäben der Nachhaltigkeit zu tun.

Bei der Kunsthalle Wien ist das genauso, doch die Institution findet sich in einer speziellen Situation. Denn obwohl sie an zwei vom Kulturpublikum stark frequentierten Orten, im MuseumsQuartier und am Karlsplatz, präsent ist, hat sie immer wieder Probleme damit, wahrgenommen zu werden.

Mantra mit Inhalt

Die Stadt Wien traut Michelle Cotton nun zu, das Öffnungs-Mantra mit Sinn zu erfüllen, und gab der Britin den Vorzug vor einer Verlängerung des seit 2019 amtierenden Trios WHW. Am Mittwoch trat Cotton, die bisher am Museum für zeitgenössische Kunst in Luxemburg (Mudam) arbeitete, mit Ideen vor die Medien. Wobei sie klarstellte: Nur durch ein geändertes Programm werde die angestrebte Öffnung nicht zu schaffen sein.

Es sind also – neben der fast schon obligatorischen Erneuerung von Logos, Drucksorten etc. – zunächst räumliche Veränderungen, die das Publikum bald in der Kunsthalle spüren wird: So wird der umständliche Eingang im MuseumsQuartier entwirrt, das Publikum soll wieder durch das große Tor schreiten und sein Ticket an zwei der vier Kassen (derzeit für die Festwochen und die MQ-Hallen genutzt) erstehen können. Der Raum, der derzeit als Shop und Eingangsbereich mehr schlecht als recht funktioniert, wird zu einem Atelier umgebaut.

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Mit einem Bündel an Aktivitäten und Kooperationen will Cotton auf Menschen zugehen: „Wenn man neues Publikum finden will, muss man es dort suchen, wo es sich aufhält“, sagt sie – das sei räumlich wie auch intellektuell zu verstehen. Weshalb u. a. auch Vermittlungsprogramme in Einfacher Sprache ausgebaut würden.

Am Karlsplatz soll der Nebenraum des Cafés – derzeit für Veranstaltungen genutzt – wieder der Kunsthalle zugeschlagen werden, ein Umbau werde ab Oktober stattfinden. Bis auf die jährliche Schau zum „Preis der Kunsthalle Wien“ ist hier vorerst wenig programmiert.

Dara Birnbaum und Eletrconic Arts Intermix (EAI)

Dara Birnbaum, Pop-Pop Video: Kojak/Wang, 1980, © Courtesy Dara Birnbaum und Eletrconic Arts Intermix (EAI), New York

Grundsätzlich will Cotton die Kunsthalle als Produktionsort verstanden wissen, wo Ausstellungsprojekte und Kunstwerke entstehen – und womöglich an andere Orte weitergereicht werden.

Die Schau „Radical Software“, die ab 28. 2. 2025 im MQ gezeigt wird, firmiert als Kooperationsprojekt mit Cottons bisheriger Wirkungsstätte in Luxemburg und ist dort zuvor (20. 9. 2024 – 2. 2. 2025) zu sehen: Die Schau soll einen Überblick über Pionierinnen der Computerkunst aus der Prä-Internet-Zeit (1960 – 1991) geben.

Nicht alles total neu

Aleksandra Domanović, die der sogenannten „Post-Internet Art“ zugezählt wird, war 2015 mit einem Werk in der Gruppenschau „The Future of Memory“ in der Kunsthalle vertreten, ab 5. September 2024 ist ihr nun die erste große Solo-Schau unter Cottons Ägide gewidmet. Für 2026 plant die Neo-Chefin dann eine Überblicksschau über die Wiener Szene. Unter den Titeln „Lebt und arbeitet in Wien“ bzw. „Destination Wien“ gab es dergleichen schon in der Kunsthalle: Ihre Version werde aber ganz anders, versichert Cotton.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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