Oper „Mefistofele“ am Teatro La Fenice in Venedig: Spektakulärer Höllenritt

Kultur

Bildmächtig aufwändige Inszenierung mit starken musikalischen Leistungen (Von Helmut Christian Mayer).

Eigentlich ist Arrigo Boito der Musikwelt in erster Linie als Librettist von Giuseppe Verdis Opern „Otello“ und „Falstaff“ bekannt. Aber er war auch Komponist und schrieb eine einzige vollendete Oper über den Fauststoff: „Mefistofele“, in welchem er, das Böse, den Verführer und Menschenverächter in den Mittelpunkt der Handlung stellt und Szenen aus Faust I und II miteinander vereint. Das Werk hat seinen Weg auf die Bühne gefunden, wird aber leider unverständlicherweise viel zu selten aufgeführt, denn es hat eigentlich alles, was für seine Bühnentauglichkeit spricht.

Das dachte man sich offensichtlich jetzt auch am Teatro La Fenice in Venedig, das eine spektakuläre und ideenreiche aber auch teils überfrachtete Inszenierung von Moshe Leiser (auch Bühnenbildner) und Patrice Caurier zeigt.

Michele Crosera

In zeitlosen Kostümen (Agostino Cavalca) wird auf einer leergeräumten oder vollgestopften Bühne agiert: So wird eine Tribüne voll Fußballfans mit reizüberflutenden Videos in der Osterszene gezeigt oder der gespiegelte Zuschauerraum des Teatro La Fenice mit einem eleganten Opernpublikum statt Griechenland. Mit passenden Lichtstimmungen und Feuereffekten in der Walpurgisnacht mit einer großen, schwebenden Weltkugel, bei dem fast die ganze Welt und optisch auch ein Teil des Theaters brennt, entsteht eine albtraumhafte Atmosphäre. 

Michele Crosera

Dazu trägt auch ein ungemein bühnenpräsenter Teufel bei: Alex Esposito spielt und singt ihn mit zynischer Dämonie, angstmachender Bösartigkeit und kraftvollem Bassbariton. Piero Pretti singt den Faust mit müheloser Höhe, es mangelt seinem Tenor etwas an Schmelz. Seine belkantesk komponierten Arien singt er mit wunderbarer Phrasierung. 

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Maria Agresta ist eine Margherita mit reichem, emotionalem Spiel und kräftigem, aber auch innigem Sopran. Überzeugen kann sie ganz besonders in ihrer packenden Todesszene. Maria Teresa Leva singt eine stimmlich elegante und ausdruckstarke Elena. Von den kleineren Rollen sticht auch noch Kamelia Kader als dunkeltimbrierte Marta und als Pantalis heraus. Klangvoll und nur selten nicht im Einklang mit dem Graben hört man teils aus dem Off die „himmlischen“ Heerscharen des Chores und Kinderchores. Klassisch agiert das Ballett des Hauses. 

Nicola Luisotti am Pult des Orchesters des Teatro La Fenice weiß die reichen Nuancen und Farben der Partitur auszuloten. Da hört man die gesamte Bandbreite von düsteren fahlen über wunderbar lyrischen bis zu schwelgerisch und überwältigenden Klängen. Jubel!

KURIER-Wertung: Vier Sterne

 

 

 

 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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