
Generaldirektor Jonathan Fine setzt auf die normative Kraft des Faktischen und verkündet Baumaßnahmen ab dem Jänner 2027
Es gab zwar noch kein persönliches Treffen mit Vizekanzler Andreas Babler. Die Führungsspitze des Kunsthistorischen Museums hat also keine Ahnung, wie der Kulturminister über das Vorhaben „ReMastering KHM“ denkt. Aber die Dreierkoalition bekennt sich in ihrem Regierungsprogramm ohnedies „zur Fortsetzung in Umstzung begriffener kultureller Infrastrukturprojekte“.
Und da will man wohl möglichst früh Fakten schaffen: Jonathan Fine, der neue Generaldirektor, und Geschäftsführer Paul Frey präsentierten am Freitag die konkreten Baumaßnahmen zur Neugestaltung der Gästeinfrastruktur. Wirklich konkret wird die Sache aber erst in knapp zwei Jahren: Die Bauarbeiten beginnen 2027.
Im Prinzip geht es darum, barrierefreie Zugänge zu ermöglichen, die Besucherströme zu entzerren und die Ticketschalter wieder ins Innere zu holen – ohne grobe Eingriffe in die vorhandene Struktur. „Wir müssen mit und nicht gegen die Architektur von Gottfried Semper und Karl Hasenauer arbeiten“, so Fine. In einem zweistufigen Verfahren mit insgesamt 14 Bietern ging l’Atelier d’architecture chaixetmorel als Sieger hervor.
Auch künftig betritt man das KHM über den Haupteingang am Maria-Theresien-Platz. Aber in den seitlichen Flügeln werden, schön symmetrisch, aus je zwei Souterrainfenstern Türen: Linkerhand befindet sich ab der zweiten Jahreshälfte 2028 der barrierefreie Eingang und der Ausgang für alle, rechterhand der Eingang für die Schulklassen. Die Eingriffe sind tatsächlich sehr dezent: Man muss schon ziemlich genau schauen, um sie im Rendering auszumachen.
Durch die Auslagerung von Büros und der Sicherheitszentrale stehen in Zukunft für die Publikumsbereiche rund 2.200 Quadratmeter mehr zur Verfügung: Links wird es nicht nur die Garderobe und die Schließfächer, sondern auch die Kassen und den Shop geben, rechts die Räume für die Kunstvermittlung samt dem Kinderlabor und einem Café.
Hinzu kommen Fluchtstiegen in den beiden Innenhöfen und neue Liftanlagen. „Was wir jetzt hier schaffen, ist das Rückgrat für alle weiteren Entwicklungen des Hauses“, so Fine. Also: Eine Überdachung der Innenhöfe samt weiteren Depotflächen ist reine Zukunftsmusik.
Die Gesamtkosten seien mit 42,3 Millionen Euro „festgelegt“; 34,8 Millionen würden aus dem „Budgetrahmen 2025 – 2027“ stammen, das KHM werde bis 2028 jährlich eine Million Euro „aus seinem laufenden Budget“ beisteuern. Die Finanzierung der Lücke von zumindest 4,5 Millionen müsse noch geklärt werden. Das um eine Stellungnahme gebetene Büro von Babler reagierte nicht. Offen ist zudem, wo Fine Platz für Sonderausstellungen schaffen will. Derzeit würden diverse Möglichkeiten evaluiert (gerüchteweise ist angedacht, Säle der Kunstkammer umzufunktionieren).
Um die Symmetrie des „Kaiserforums“ zu erhalten, wird auch das gegenüberliegende NHM barrierefreie Eingänge erhalten. Über dieses Bauprojekt, das zeitgleich in Angriff genommen werden soll, will Generaldirektorin Katrin Vohland erst Anfang Mai Auskunft geben.
Source:: Kurier.at – Kultur