Wiener Festwochen: Boehm stuft Muzicant-Aussagen als „respektlos“ ein

Kultur

Deutsch-israelischer Philosoph unterstreicht in „ZiB 2“ und „Standard“ Idee einer „israelisch-palästinensische Föderation“ für Beilegung des Nahost-Konflikts.

Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boemh kritisiert Aussagen des früheren Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Ariel Muzicant. Muzicant hatte Böhms geplante diesjährige „Rede an Europa“, die am kommenden Dienstag im Rahmen der Wiener Festwochen auf dem Judenplatz stattfindet, im „Kurier“ so kommentiert: „Wäre ich 30 Jahre jünger, würde ich am Dienstag hingehen – und Eier werfen“. Boehm bezeichnete dies am Sonntagabend in der ORF-ZiB2 als „respektlos“.

Auch weil es von „Respektlosigkeit“ zeuge, wenn Muzicant offenbar jüngere Leute animieren könnte, eben an diesem Platz vor dem Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah mit Eiern zu werfen, argumentierte Boehm. An seiner kritisierten Sichtweise des Nahostkonflikts und der Zukunftsvision eines „binationalen Israels“ hielt der Philosoph in der TV-Sendung fest. Der Nahostkonflikt könne nur durch eine israelisch-palästinensische Föderation beigelegt werden, argumentierte er, auch wenn dies aktuell schwer vorstellbar sei. Eine Zwei-Staaten-Lösung sei aus verschiedenen Gründen unrealistisch.

Unerträgliche Situation

Gegenüber dem „Standard“ (Montagausgabe) unterstrich Boehm: „Ich verstehe die Zweifel an der föderalen Richtung, die ich unterstütze. Seit dem 7. Oktober ist die Situation unerträglich geworden. Aber es wäre noch viel weiter von jeglicher Realität entfernt, heute von einer ‚Zwei-Staaten-Lösung‘ zu sprechen. Oder dass es keiner Vermittlung bedürfe. Diese beiden Illusionen haben uns in die gegenwärtige Katastrophe geführt.

„Leute wie Muzicant“, die sich beschwerten, dass er postkoloniales Denken in den israelischen Kontext einführe, seien schlecht informiert, so Boehm: „Ich bin ein lautstarker Gegner des postkolonialistischen Denkens, theoretisch und im israelisch-palästinensischen Kontext. Was Muzicant an meiner Position zu stören scheint, ist nicht mein angeblicher „Postkolonialismus“, sondern die Tatsache, dass ich mit Kant den Universalismus der Aufklärung vertrete. Das ist natürlich legitim, wenn auch besorgniserregend.“

  "Grand Theft Auto VI": Das Spiel erscheint erst 2025

Laut Informationen der Festwochen wird sich Boehm in seinem Beitrag mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinandersetzen. In der Rede mit dem Titel „Shadows of History, Spectres of the Present: The Middle East War and Europe’s Challenge“ werde der Philosoph, der kürzlich mit dem Preis für Europäische Verständigung ausgezeichnet wurde, den Leitfragen nachgehen, inwiefern der Konflikt „eine Gefahr für die europäische Identität“ darstelle und wie „eine Verfassungskrise der Europäischen Union“ abgewendet werden könne.

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.