Zeitlose Geschichten: Willie Nelsons 75. Album „The Border“

Kultur

Der 91-jährige Countrysänger präsentiert sich auf seiner jüngsten Songsammlung einmal mehr als meisterhafter Erzähler

Mit 91 Jahren ist Willie Nelson eine Naturgewalt, vergangenen Freitag startete er seine Tour gemeinsam mit Bob Dylan und dem ehemaligen Led-Zeppelin-Frontmann Robert Plant in den USA.

Den Eindruck, dass Zeit und Alter dem großen Countrysänger nichts anhaben können, unterstreicht auch „The Border“, Nelson jüngstes Album (sein fünfundsiebzigstes!). Die unverwechselbare Stimme Nelsons, die nie spektakuläre Gymnastik nötig hatte, trifft hier auf Songs, die von starken Erzählungen und eindrücklichen Bildern leben. 

Allen voran der (nicht von Nelson geschriebene) Titelsong „The Border“, der zum Tex-Mex-Sound aus der Ich-Perspektive eines Grenzsoldaten von Schmugglern und Migranten erzählt und ein im US-Wahlkampf stark emotionalisiertes Thema auf den Boden holt. In „Hank’s Guitar“ stellt sich der Sänger vor, er sei die Gitarre des großen Country-Barden Hank Williams – und bei dessen Tod dabei: Wie jeder eingefleischte Country-Fan weiß, starb der Genannte, der zeitlose Stücke wie „Cold, Cold Heart“ oder „Lovesick Blues“ geschrieben hatte, im Jahr 1953 mit nur 29 Jahren auf der Rückbank seines Cadillac. Williams, der noch vor der Geburt des Rock’n’Roll einen sprichwörtlichen Rock’n’Roll-Lifestyle gepflegt hatte, kämpfte immer wieder mit Alkoholsucht und war von Medikamenten abhängig. Seit 70 Jahren ranken sich Legenden um ihn. 

Tatsächlich ist Nelson – der dem Alkohol, nicht aber dem Marihuana abgeschworen hat – längst integraler Bestandteil jener Legenden, die das Erbgut der Country Music ausmachen und über Generationen hinweg Bestand haben.  Seine Musik, die Western-Swing-Elemente ebenso aufnimmt wie jene aus der Grenzregion von Mexiko zu Texas, wrid auf „The Border“ gleichermaßen gemütlich und präzise exekutiert – so präzise, dass der Ex-Studiomusiker Mark Connor sogar den Verdacht äußerte, es könne Künstliche Intelligenz im Spiel sein. Wir wollen es nicht glauben: Willie Nelson ist zu authentisch, er wird auch nie zum Hologramm werden. Wie auch bei Keith Richards gilt der Spruch, dass wir uns langsam überlegen sollten, welche Welt wir ihm hinterlassen wollen. 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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