Corona und das dicht verzweigte Netz der Verschwörungstheoretiker

Politik

Die Bundesstelle für Sektenfragen hat analysiert, wie Rechtsextreme, Esoteriker und Maßnahmengegner auf Telegram ihre kruden Ideen austauschen.

„Impfen tötet“, „Ohne WHO keine Pandemie“ – Falschmeldungen und Verschwörungstheorien  wie diese kennt man nicht nur von den Demos von Gegnern der Corona-Maßnahmen, die ab 2020 ganze Innenstädte lahmlegten. Sie verbreiteten und verbreiten sich auch heute noch mit beträchtlicher Intensität über diverse Kanäle in den Sozialen Medien. 

Allen voran im Messenger-Dienst Telegram, der aufgrund seiner vergleichsweise lockeren Sperr-Politik bei extremistischen Gruppierungen aller Art besonders beliebt ist.

Wie dieses Telegram-Netzwerk der Covid-19-Verschwörungstheorien genau aufgebaut ist, wer dort die wichtigsten Akteure sind und welche Rolle es nach Ende der Pandemie noch spielt, hat sich die Bundesstelle für Sektenfragen im Rahmen einer Studie angesehen.

Was genau wurde untersucht? 

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter untersuchten die öffentlichen Telegram-Kanäle der österreichischen Covid-19-Protestbewegung. Insgesamt fanden sie 287 Kanäle, die ihr zugeordnet werden können. Analysiert wurden etwa 1,3 Millionen Nachrichten, die zwischen Jänner 2020 und September 2023 dort veröffentlicht wurden. Hinzu kommen etwa 770.000 Postings mit Bild-, Audio- oder Videodateien.

Wer steckt hinter diesen Kanälen?

Die Forscher stießen auf ein buntes Spektrum weltanschaulicher Gruppierungen, das sich auf Telegram miteinander vernetzt. Begonnen mit der Gruppe der Corona-Maßnahmengegner (CMG) im engeren Sinn, die sich mit dem Ausbruch der Pandemie formiert hat. Dazu kommen Rechtsextreme, Esoteriker, Verschwörungstheoretiker, Vertreter der Parteipolitik (FPÖ und MFG) und nicht zuletzt sogenannte „Alternative Medien“.

Wie stark sind diese einzelnen Gruppen?

Mit dem zweiten harten Lockdown Ende 2020 wuchs insbesondere die Zahl der Kanäle der CMG-Szene sprunghaft an. Hier wurde zu Demos aufgerufen oder versucht, den wissenschaftlichen Konsens, die staatlichen Institutionen oder die Berichterstattung etablierter Medien in Frage zu stellen. 

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Zahlenmäßig deutlich geringer vertreten, aber aufgrund ihrer weitaus größeren Zahl an Abonnenten wesentlich einflussreicher sind die Alternativen Medien wie AUF1 TV oder report24. Ersterer habe laut Studienmitautor Felix Lippe aktuell rund 270.000 Follower und gehöre damit zu den reichweitenstärksten Telegram-Kanälen im deutschsprachigen Raum.   

KUIRER-GrafikWie entwickelten sich die Zugriffszahlen dieser Kanäle?

Mussten sich die einschlägigen Kanäle in den ersten Monaten der Pandemie noch mit täglichen Gesamt-Aufrufen von etwa 100.000 begnügen, schnellten die Zahlen ab Anfang 2021 beachtlich hinauf, um im Jänner 2022 (nach der Ankündigung der Impfpflicht) mit täglich neun Millionen Aufrufen ihren Höhepunkt zu erreichen. Mittlerweile ist sie wieder auf rund vier Millionen gefallen, was aber laut Autoren aber immer noch ein beachtlicher Wert sei. 

Was auffällt: Die Zahl der Aufrufe ging mit dem Abflauen der Pandemie bei den CMG-Kanälen deutlich stärker zurück als bei den Alternativen Medien. 

Wie sind die einzelnen Gruppierungen miteinander vernetzt?

Anhand der Verbreitung einschlägiger Inhalte lässt sich nachvollziehen: Über die Telegram-Netzwerke hat die rechtsextreme Szene Zugang zu neuen Gruppen gefunden, zu der sie bisher keinen Kontakt hatte, erklärt Ulrike Schiesser, Geschäftsführerin der Bundesstelle.

Kurier/Gerhard Deutsch

Ulrike Schiesser

So sei etwa der Brückenschlag zur Esoterik-Szene gelungen. Das Problem daran: „In diesem abgeschlossenen Netzwerk, in dem keine Widerrede geduldet wird, droht bisher eher gemäßigteren Personen und Gruppen eine schleichende Radikalisierung.“

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Source:: Kurier.at – Politik

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