Der „Fels“, auf dem die Kirche steht

Politik

Nirgendwo ist das Selbstverständnis der katholischen Kirche und welche Rolle das Papstamt darin spielt so augenscheinlich und sinnfällig, wie unter der Kuppel des Petersdoms in Rom: Über der Stelle, an der sich der Überlieferung nach das Grab Petri befindet, steht der vom mächtigen Baldachin Berninis überdeckte Papstaltar – und wenn sich der Blick nach oben richtet, so liest man im Kuppelfries in mannshohen Lettern: „Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et tibi dabo claves regni caelorum“ – „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben.“ (Mt 16,18 f.)

„Weide meine Schafe“

Hier wird im Kern greifbar, worum es geht. Auf diese Sätze gründet sich der Anspruch des Petrusamtes: Sowie dieser Kirchenbau buchstäblich über Petrus (der Name bedeutet „Fels“) – seinen sterblichen Überresten – errichtet wurde, so ruht die gesamte Kirche auf jenem Apostel, der von Jesus direkt beauftragt wurde, seine „Schafe zu weiden“, wie es an anderer Stelle (Joh 21,15 ff.) heißt.

Jeder der Nachfolger des Petrus – von dessen Zeitgenossen angefangen über Spätantike, Mittelalter und durch die weiteren Jahrhunderte der Neuzeit hindurch bis in unsere Gegenwart – steht katholischem Verständnis zufolge in dieser Tradition, in der Kontinuität apostolischer Überlieferung. Für jeden von ihnen gilt dem Prinzip nach: „Du bist Petrus …“

„Dass er Papst ist“

Es gibt weder im weltlichen noch im geistlichen Bereich eine vergleichbar aufgeladene Führungsposition. Und das macht auch das bleibende Faszinosum des Papsttums aus.

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Deswegen konnte Kardinal Christoph Schönborn dieser Tage bei einem Pressegespräch auf die Frage, was er sich vom neuen Papst erwarte, auch schlicht antworten: „Dass er Papst ist.“ Dieser stehe, „ungeachtet der konkreten Person, für Einheit, Frieden und Gemeinschaft“, so der Kardinal. Daher auch der Jubel der Menschenmenge bereits beim Weißen Rauch bzw. beim Auftritt des Kardinalprotodiakons, wo noch nicht bekannt ist, wer gewählt ist, nur dass „wir einen Papst haben“ („Habemus Papam“). Dies habe ihn sehr berührt, bekannte Schönborn – und er zeigte sich überzeugt: „Wir brauchen solche Symbolgestalten.“

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Predigt, welche Papst Leo XIV. in seiner ersten Messe am Tag nach seiner Wahl hielt. Sie bezog sich auf jene Stelle im Matthäusevangelium, die unmittelbar vor der oben zitierten („Du bist Petrus“) steht (Mt 16,13 ff.). Da fragt Jesus seine Jünger, für wen ihn die Leute halten. Und sie antworten wahrheitsgemäß: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.“ Will heißen: für irgendeine bedeutende, bemerkenswerte Gestalt. Und dann fragt Jesus seine Jünger: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Worauf Petrus antwortet: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Darauf folgen dann die wirkmächtigen Worte Jesu an Petrus.

Das Bekenntnis des Petrus

Der neue Papst hat also nicht von ungefähr in dieser Messe mit den Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle das Petrusamt selbst thematisiert und dabei unmissverständlich deutlich gemacht, worin dessen Kern liegt – eben in jenem Bekenntnis Petri zu Jesus. „Vielfach wird Jesus, obwohl er als Mensch geschätzt wird, auch heute bloß als eine Art charismatischer Anführer …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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