Der Neue an der Spitze der NATO: Mark Rutte, Mann ohne Risiko

Politik

Der niederländische Premier wird Jens Stoltenberg als Generalsekretär der NATO beerben. „Er kann mit allen“, heißt es in seiner Umgebung – selbst mit NATO-Skeptiker Donald Trump.

Wer sich schon einmal durch die vielen, hyperstrengen Zutrittskontrollen des NATO-Hauptgebäudes bei Brüssel gequält hat, weiß: Hier kommt niemand mit einem Fahrrad hinein – nicht einmal der designierte Generalsekretär des Militärbündnisses.

Mark Rutte, den man in Den Haag oft entspannt in sein Regierungsbüro radeln sah, wird künftig auf den Dienstwagen umsteigen müssen.

Mit dem Rückzug des rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis gibt es keinen Gegenkandidaten mehr. Damit steht seit Donnerstag fest: Rutte, der langjährige niederländische Premier, wird neuer ziviler Chef des mächtigsten Militärbündnisses der Welt.

Dabei hatte es doch lange geheißen, eine Frau solle dem abtretenden NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nachfolgen. Um Ursula von der Leyen hatten sich die Gerüchte ebenso gedreht wie um die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas. 

Doch die EU-Kommissionspräsidentin will an der Spitze der europäischen Behörde bleiben und Kallas gilt in Richtung Russland als recht ruppige Hardlinerin. Die unerschrockene, junge Estin als NATO-Chefin – das könnte Moskau als Provokation empfinden, lauteten die Bedenken. Stattdessen dürfte Kallas nun Chancen auf das Amt der EU-Außenbeauftragen haben.

Der Pragmatiker

Doch der 57-jährige Mark Rutte ist weit mehr als ein Ersatzkandidat für die NATO-Spitze. Der frühere Manager beim Lebensmittelkonzern Unilever gilt als unendlich geschickter realpolitischer Pragmatiker: „Jovial, meist fröhlich und geduldig gegenüber seinen politischen Gegnern“ schildert ihn sein berufliches Umfeld. „Wie anders hätte er sich 13 Jahre lang an der Spitze der niederländischen Regierung mit ihren Vielparteienkoalitionen halten können?“, fragt ein ihm bekannter Diplomat.

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Andere sagen auch: Rutte sei vielmehr „schmerzbefreit“. Einer, der eben so gut mit allen könne, weil er nichts an sich heran- aber auch alles an sich abperlen lasse.

„Teflon-Mark“ lautet der Spitzname des 57-jährigen eingefleischten Junggesellen. Oder auch der „Houdini der niederländischen Politik“ – frei nach Harry Houdini, jenem amerikanischen Entfesselungskünstler, dem es gelang, sich aus jeder noch so verzwickten Lage herauszuwinden. 

Skandalfrei 

Kein Skandal blieb an Mark Rutte haften. Während andere Minister reihenweise zurücktreten mussten, etwa, weil der niederländische Staat Tausende Familien zu widerrechtlichen, hohen Strafen verdonnert hatte, kam Rutte fast ohne Kratzer davon.

Ein Mann ohne Eigenschaften? 

Sorgsam pflegte er sein Image als nahbarer Politiker. Einer, der ohne Blaulicht und Leibwächter durch Den Haag radelt und einmal pro Woche in einer Schule unterrichtet. So gut wie gar nichts ist hingegen über den privaten Mark Rutte bekannt. Keine Affären, keine Skandale, keine Aufregungen, keine Urlaubsbilder.

APA/AFP/NIKOLAY DOYCHINOV

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Überraschender Rückzug

Beruflich jedoch bescheinigen ihm seine Mitarbeiter: „Er ist Politiker mit Leib und Seele“. Deshalb wollten viele Niederländer so gar nicht glauben, was der liberal-konservative Premier vergangenen Sommer urplötzlich verkündet hatte: Er werde sich aus der Politik zurückziehen.

Schon damals, so wird gemunkelt, habe Rutte wohl gewusst, dass seine Chancen auf den Top-Job in der NATO bestens stünden. Und das nicht nur, weil die Niederländer, die eingefleischtesten Transatlantiker in der EU, ohnehin ein Naheverhältnis zur NATO haben: Rutte wäre bereits der vierte niederländische Generalsekretär des Bündnisses – kein anderes NATO-Mitglied hat in der 75-jährigen Geschichte so viele Chefs gestellt.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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