Ein Niederländer, der den Ball flach hält

Sport

EM-Porträts, Teil 23: Henri Stephan hat in Wien ein Spiel für sich entdeckt, das es in Holland schon lange gibt.

Am Dienstagabend kann er jetzt wieder seiner geliebten Freizeitbeschäftigung buchstäblich nachgehen. Kurz vor 18 Uhr trifft Henri Stephan auf dem Polizei-Sportplatz in Kaisermühlen ein. Dabei ist ihm die Vorfreude auf das Spiel ins Gesicht geschrieben.

„Mein Vater war Profi in der ersten Liga“, erzählt der Niederländer, der 1960 in Heerlen, einer mittelgroßen Stadt zwischen Maastricht und Bonn, geboren wurde.

Später war sein Vater auch Direktor bei Feyenoord Rotterdam. Dass er mit dem Fußball aufgewachsen ist, hat aber auch noch andere Gründe: „Bei uns in Holland hat das Fußballspiel einen deutlich höheren Stellenwert als hier in Österreich.“

Mit einem kurzen Blick über die auffallend gepflegte Polizei-Sportanlage fügt der erfahrene Physiotherapeut hinzu: „In Holland hat jedes Dorf drei, vier Fußballplätze, und auch der Turnunterricht in den Schulen hat viel mehr Stellenwert als in Österreich.“

KURIER Grafik,UWE MAUCH

Nach einer Ausbildung zum Physiotherapeuten, die vier Jahre lang gedauert hat, geht Henri Stephan in die Schweiz. Dort arbeitet er unter anderem für den FC Zürich und dessen Trainer, den Tiroler Kurt Jara. „Das war eine sehr schöne Zeit.“

Eine Österreicherin ist indes verantwortlich dafür, dass der Holländer im Jahr 2002 nach Wien übersiedelt: „Zwei unserer drei Kinder wurden in der Schweiz geboren. Dort bleibst du aber ein Leben lang ein Ausländer.“ Der Wechsel ins Mutterland der Kinder war daher ein wohlüberlegter Schritt.

Uwe MauchHeute: Walking Football

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Mit Arthrosen hat der Physio täglich zu tun. Auch privat: „Bei mir zwickt es im Knie.“ Er war also sofort hellhörig, als ihm eine Klientin im März erzählt hat, dass ihr Mann mit zwei künstlichen Hüften Walking Football spielt.

Heute sagt Stephan: „Ich habe mich sofort für den Kurs angemeldet – das war die richtige Entscheidung.“

Inzwischen macht der Therapeut selbst Werbung für die Spielvariante, die für die Generation 55+ in England entwickelt wurde und über Holland und Belgien nach Deutschland und im Vorjahr nach Österreich kam.

Uwe Mauch

Seine Erfahrung lehrt ihn: „Fast alle, die in jungen Jahren Fußball gespielt und dann aus unterschiedlichen Gründen aufgehört haben, gehen in keinen Yogakurs.“ Er übrigens auch nicht.

Bereits nach wenigen Wochen Walking Football (Laufen ist nicht erlaubt, der Ball muss flach, nur bis einen Meter hoch gespielt werden) bemerkt der fast 64-Jährige: „Ich fühle mich wieder fitter, auch mental bin ich besser drauf.“ Etwa, wenn ihm ein Tor oder ein schönes Zuspiel wie in alten Zeiten gelingt.

APA/AFP/GABRIEL BOUYS

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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