Reich des Mittelmaßes: Wo China den Anschluss verloren hat

Sport

Mit der Rückkehr der Formel 1 nach Schanghai stehen auch wieder die sportlichen Ambitionen der Volksrepublik im Fokus. Eine Sportmacht sieht anders aus.

Als die Formel 1 im Jahr 2019 das bisher letzte Mal in China Station machte, lag Max Verstappen in der ewigen Bestenliste mit fünf Grand-Prix-Erfolgen um Rang 50.

Fünf Jahre und 57 Rennsiege später ist der Niederländer bereits die Nummer drei hinter Lewis Hamilton (103) und Michael Schumacher (91).

Dass die Königsklasse die Rückkehr auf den Schanghai International Circuit an diesem Wochenende nach Jahren der restriktiven Corona-Politik Chinas dennoch nicht euphorisch zelebriert, hat seine Gründe. In den fünf Jahren hat sich viel getan – nicht nur in der rasanten Formel 1, sondern im gesamten Weltsport.

Zwar gilt China immer noch als wichtiger Absatzmarkt, vor allem für die Automobilbauern, denen in Sachen Elektromobilität aus dem Reich der Mitte neue und potente Konkurrenz erwachsen ist. Im Sportmarkt haben sich die Kräfteverhältnisse aber in den vergangenen Jahren ein wenig verschoben.

Vor rund einem Jahrzehnt buhlten noch Vereine und Verbände um die Gunst und das Geld aus der Volksrepublik. Mehrmals jährlich blickte die Sportwelt zu mehr oder weniger bedeutenden Veranstaltungen in das Land mit mehr als einer Milliarde Einwohnern.

Dass damit vorerst Schluss ist, hat nicht nur mit den Folgen der Pandemie zu tun. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde hatte zuletzt härtere Maßnahmen ergriffen, um die von Peking formulierten Ziele in der Weltpolitik zu erreichen. In Soft Power, also der globalen Machtausübung durch sportliche und kulturelle Aktivitäten, übten sich stattdessen gekonnt andere Staaten, vorwiegend aus dem arabischen Raum. 

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Im Fußball ist und bleibt China ein Zwerg

Mit den sportlichen Summen, die Saudi-Arabien und Katar ins Rennen schickten, konnte und wollte China nicht mithalten. Die jüngsten Bilanzen stärkten die Strategie. Die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking verschlangen Milliarden, blieben aber dennoch eher farblos. Immerhin schloss das Land die Heimspiele auf dem ungewohnten, winterlichen Terrain auf Rang drei im Medaillenspiegel ab.

Von solchen Erfolgen ist man im Weltsport Nummer eins noch immer meilenweit entfernt. Als der heutige Staatspräsident Xi Jinping, ein ausgewiesener Fußball-Fan im Jahr 2011, seine Ziele für das Spiel mit dem runden Leder formulierte, klang das wie eine Drohung an den Rest der Fußballwelt. Die nächste WM-Teilnahme dürfe nur noch eine Frage der Zeit sein für sein Land, das bald selbst die Endrunde ausrichten möchte, um irgendwann selbst den WM-Titel ins Reich der Mitte zu holen.

In der Qualifikation für die jüngste Weltmeisterschaft 2022 scheiterte China wie bei noch jeder seit 2002 – und das mit einem Sieg aus zehn Spielen kläglich. Bei der Asienmeisterschaft im Jänner 2024 erwies sich in der Vorrunde Tadschikistan als eine Nummer zu groß.

Der Anspruch, 2030 die stärkste Fußball-Nation in Asien zu sein, scheint kaum realisierbar. Die Strategie, mit teuren Altstars aus Europa und Südamerika die Chinese Super League populärer und besser zu machen, ist Geschichte. Im Wintertransferfernster 2015/2016 noch gab die Liga mit 400 Millionen Dollar für neue Spieler mehr ausgegeben als jede andere Liga der Welt.

Als der Klub Shanghai SIPG in dieser Zeit den aufstrebenden Brasilianer Oscar von Chelsea um 60 Millionen abwarb, warnte …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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