Karriereboost oder überflüssig: Braucht es den Master noch?

Wirtschaft

Wenn ich schon dabei bin, kann ich den Master ja gleich anhängen“, werden sich wohl so manche Bachelor-Absolventen denken. Ist man einmal im Lernfluss, fällt die nächste Bildungsstufe leicht. Doch ist sie auch ratsam? Wie ein Mastertitel der Karriere helfen kann und ob er den Aufwand wirklich wert ist, hat der KURIER den Personalberater Julian Maly gefragt.

Leichter Jobeinstieg

Auswertungen der Statistik Austria zeigen, dass die Übertrittsquote vom Bachelor- ins Masterstudium bei 63 Prozent liegt. Und laut der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ weisen Master/Diplom-Absolventen und Personen mit Doktorat/PhD die höchsten Beschäftigungsquoten auf (88 Prozent bzw. 95 Prozent). Eine Erkenntnis, die schon mal für einen Master- (oder gar einen Doktor-) Abschluss spricht.

„Master sind kein Selbstzweck“, lenkt Julian Maly dennoch ein. „Das muss man individuell sehen, je nach Berufsfeld und Karriereziel.“ In gewissen Bereichen gäbe es eine „gläserne Decke“, die einen Master-Titel voraussetzt. Wenn man etwa einen Job im Finanzbereich, juristische oder technische Berufsfelder anstrebt oder einfach einen Sitz im Vorstand. Auf die gesamte berufliche Laufbahn bezogen sei dieser akademische Grad also nach wie vor ein Vorteil – jedoch keine Condicio sine qua non.

„In Österreich und Deutschland ist der Bachelor sehr anerkannt und ist in vielen Unternehmen bereits gleichgestellt“, so Maly. Als Grund nennt er den Bewerbermangel. „Da haben Firmen nicht den Anspruch, nur Masterabsolventen einzustellen.“ Er erkennt grundsätzlichen einen Trend bei den Anforderungen von Unternehmen hin zur Praxiserfahrung. Etwas, das sich auch deutlich am Gehalt zeigt.

Julian Maly

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Julian Maly von Maly & Partner Personalberatung

Mehr Einstiegsgehalt

Der Gehaltsunterschied zwischen Bachelor- und Masterabsolvent wird jedoch kleiner. Schaut man auf die Zahlen der Statistik Austria, lag das Einstiegsgehalt von Masterabsolventen 2020/21 zwölf Monate nach dem Abschluss bei 3.100 bis 3.300 Euro. Bachelorabsolventen erhielten im Schnitt 2.986 Euro. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Differenz somit von 600 auf 200 Euro verringert. „Die Unterschiede sind in technischen Spezialfeldern oder im juristischen bzw. Finanzbereich weiterhin deutlich höher“, ergänzt Maly.

Aber: Ein Master ohne Berufserfahrung bringt generell kein wesentliches Plus beim Einstiegsgehalt. Es ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung, so Maly: „Mein Einstiegsgehalt ist vielleicht um zehn bis fünfzehn Prozent höher, aber ich verpasse zwei Berufsjahre und damit vielleicht auch potenzielle Gehaltssprünge. Je fortgeschrittener die Karriere, desto eher sei ein Gehaltspremium verhandelbar.“

Für jene, die sich ohne Master „unfertig“ fühlen und den akademischen Weg aus persönlicher Überzeugung einschlagen wollen, hat Maly einen „goldenen Tipp“: Zuerst Bachelor, dann Praxis und anschließend berufsbegleitend den Master machen. Idealerweise in einer komplementären Richtung. Es sollte einen echten Mehrwert bringen, sagt er. „Der Titel an sich ist nichts Besonderes mehr. Was hervorsticht, ist das, was dahintersteckt: Kontakte, Erfahrung und Wissen, das man mitgenommen hat.“

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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