Stefan Pierer sorgt nicht nur als Unternehmer und Chef der insolventen KTM für Aufsehen. Porträt eines Unbequemen.
Um klare Worte war Stefan Pierer nie verlegen. Zuletzt sprach er sich als Präsident der oberösterreichischen Industriellenvereinigung für eine FPÖ-ÖVP-Koalition aus und sorgte auch in der um parteipolitische Neutralität bemühten Interessensvertretung für Naserümpfen. Arbeitszeitverkürzungen lehnt er ebenso vehement ab wie Vermögenssteuern. Auch das von der EU beschlossene Aus für Verbrennermotoren stieß dem Motorsport-Fan sauer auf.
Eine Wahlkampfspende an Sebastian Kurz von 430.000 Euro im Jahr 2017 brachte ihm einen Einladung in den „Ibiza“-U-Ausschuss ein. Im Raum stand der Verdacht, er habe sich damit Gesetze kaufen wollen. 2022 kündigte er an, nie wieder politisch etwas spenden zu wollen.
Für Schlagzeilen sorgte auch die umstrittene Kulturförderung für die KTM Motohall in Mattighofen: KTM hatte 2015 vom Land eine Subventionszusage von insgesamt 4,5 Mio. Euro für den Bau einer Ausstellungshalle erhalten. 1,8 Mio. Euro davon stammten aus dem Kulturbudget – zwei Tranchen zu je 600.000 Euro wurden beschlossen, auf eine weitere verzichtete das Unternehmen schließlich.
Das Vorgehen war in die Kritik geraten, nachdem 2018 Kulturförderungen für die Freie Szene gekürzt, aber die Auszahlung einer 600.000-Euro-Rate für die als Museum titulierte Motohall beschlossen worden war. Der ehemalige Landeshauptmann und Kulturreferent Josef Pühringer (ÖVP) sah sich in der Folge sogar mit Untreue-Ermittlungen durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft konfrontiert, die allerdings eingestellt wurden.
Seine Karriere begann der 1956 in Bruck an der Mur geborene (am Montag feierte er seinen Geburtstag) und im nahegelegenen Etmißl aufgewachsene Industrielle und Vater von zwei Kindern nach dem Studium der Betriebs- und Energiewirtschaft an der Montantuniversität Leoben beim Heizkesselhersteller Hoval. Dort arbeitete er sich zum Vertriebsleiter hoch. 1987 gründete er gemeinsam mit dem Investor Rudolf Knünz die Beteiligungsgesellschaft Cross Holding.
Aus den 1991 aus der Insolvenzmasse der KTM Motor-Fahrzeugbau KG erworbenen Unternehmensteilen formte Pierer eine Weltmarke. Als Sanierer machte er sich unter anderem auch beim Fassadenspezialisten Eternit und beim Skischuherhersteller Koflach einen Namen. 2018 schien er erstmals in der Forbes-Liste der Milliardäre auf. Zuletzt stieß er um mehr als 200 Millionen Euro seinen Anteil am deutschen Autozulieferer Leoni ab. Gemeinsam mit dem Red-Bull-Erben Mark Mateschitz übernahm er die Mehrheit beim Feuerwehrausrüster Rosenbauer. Zumindest bei KTM steht der strittige Investor nun wieder fast am Anfang.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft