Verhandlung über Lohnkürzung für 3800 Mitarbeiter in fünf Werken, scharfe Kritik an überbordender Bürokratie
Die hohen Arbeitskosten sind für voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner derzeit das größte Standort-Problem. Mit einer Steigerung der Arbeitskosten seit Beginn 2019 um 20 Prozent „haben wir, verglichen mit unseren europäischen Wettbewerbern, die höchsten Arbeitskosten. Sogar Italien, lange das Schlusslicht, liegt besser als Österreich“.
„Die Arbeitskosten müssen hinunter“, appellierte der CEO des heimischen Stahlkonzerns an die Politik. „Die Regierung darf sich Gedanken darüber machen, welche eigenen Aktivitäten inflationstreibend sind“, sagte Eibensteiner am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Er fordert eine Senkung der Lohnnebenkosten, Überstunden müssten niedriger besteuert werden und „wir müssen mehr arbeiten“.
Lohnkürzungen
Die künftigen Lohnrunden müssten härter verhandelt werden, sagte Eibensteiner an die Adresse der Sozialpartner. Die Automobilkrise und die schwache Konjunktur setzen auch dem Linzer Stahlriesen zu. An fünf Standorten wird es demnächst zu Lohnkürzungen kommen, allerdings in geringem Ausmaß. Der Kollektivvertrag (KV) enthält eine sogenannte Wettbewerbs- und Beschäftigungsklausel. Derzeit wird noch mit den Betriebsräten verhandelt, die bis 20. Dezember zustimmen müssen. Die Spanne liegt zwischen 0,75 und 1,5 Prozent des KV-Lohnes, der um 4,8 Prozent erhöht wurde. Die Kürzung ist über die Laufzeit des KV möglich, der bis September 2025 abgeschlossen wurde. Betroffen wären 3800 Mitarbeiter in fünf Werken: Rohrproduktion in Krieglach, die Gießereien in Linz und Traisen sowie Böhler Edelstahl und Böhler Aerospace in Kapfenberg. Rund die Hälfte der 51.600 Mitarbeiter sind in Österreich beschäftigt.
Eine weitere Hürde seien die Energiekosten. Die voestalpine stellt die Hochöfen auf elektrischen Betrieb um, für den steigenden Bedarf brauche es wirtschaftlich darstellbare Energiepreise. Österreich müsse eine Lösung für die hohen Energiepreise finden, Eibensteiner hofft, dass sich die neue Regierung „ausreichend mit Experten versorgt“.
„Zettel ausfüllen“
Ebenfalls Kopfweh bereiten dem Voest-Chef „Regulatorien und eine überbordende Bürokratie“. 50 Mitarbeiter würden ein Jahr lang am Nachhaltigkeitsbericht des Konzerns arbeiten. „Unsere außereuropäischen Wettbewerber machen Geschäfte, wir füllen Zettel aus“, ätzt Eibensteiner.
Die Stimmung sei weltweitgedämpft, aber Europa „ist sicher der schwierigste Markt“. Europa müsse sich gegen den immer stärker werdenden Protektionismus wehren und eine „relevante Handelspolitik“ machen. China und die USA würden sich abschotten, Europa habe dem nichts entgegenzusetzen. Dabei sei Europa ein großer Markt, die EU hätte durchaus Verhandlungspotenziel mit China und den USA, etwa über Schutzzölle.
andrea hodoschek@kurier.at
Source:: Kurier.at – Wirtschaft