Warum aus leeren Möbelhäusern keine Supermärkte werden dürfen

Wirtschaft

Rewe-Chef Marcel Haraszti: Gibt keine Genehmigungen dafür. Erschwernisse bei der Nahversorgung.

Viel wird in Österreich über Bodenversiegelung diskutiert. Doch oft scheitern Lösungen an behördlichen Hindernissen.

Wenn beispielsweise ein Möbelhaus zusperre, „können wir als Lebensmittelhändler nicht hinein, denn wir kriegen keine Genehmigungen“. Das sei immer so gewesen, eine sinnvolle Begründung dafür gebe es nicht. Das Problem falle in die Raumordnungsgesetze der Länder. Derzeit haben alle Bundesländer unterschiedliche Regelungen, der Rewe-Chef plädierte im Klub der Wirtschaftspublizisten für eine Lösung auf Bundesebene.

Nur 0,8 Prozent der Bodenversiegelung würden den Lebensmittelhandel betreffen, „aber der Handel ist immer der Böse“, bedauert Marcel Haraszti, der von der neuen Regierung mehr Engagement für den Handel einfordert. Dieser sei mit 620.000 Mitarbeitern zwar „der Motor für Arbeitsplätze“, allein Rewe investiere jedes Jahr rund 500 Millionen Euro, doch bei der Wertschätzung sei man gegenüber anderen Branchen benachteiligt. Österreich werde als Industrieland definiert, „aber nie als Handelsland“. Die Branche fühlt sich denn auch von der Wirtschaftspolitik „stiefmütterlich behandelt“.

Nahversorgung

Rund 580 Gemeinden in Österreich haben keinen Nahversorger mehr. „Wir haben Lösungen, aber die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinken nach“, moniert der Rewe-Chef. Er fordert, dass Selbstbedienungsboxen rund um die Uhr geöffnet sein dürfen. Das sind Mini-Märkte, etwa in Containern, die ohne Mitarbeiter betrieben werden. Die Kunden müssen ihre Waren selbst an der Kasse scannen. In einer solchen Billa-Box können auf 60 Quadratmeter 1000 Artikel angeboten werden.

Rewe

Nahversorger

Hybrid-Märkte könnten zudem das Angebot von traditionellen Nahversorgern ergänzen. Diese Märkte werden nur zu Kernzeiten mit Verkaufspersonal betrieben. Außerhalb davon, etwa mittags oder abends, funktioniert ein Teil des Geschäfts nach dem Prinzip der Box. Kaufleute könnten sich als Nahversorger positionieren und würden zusätzliche Umsätze generieren. Die Bürgermeister und Gemeinden würden solche Lösungen auch wollen.

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Neben der Senkung der Lohnnebenkosten im personalintensiven Handel sind die Öffnungszeiten eine der dringendsten Forderungen an die neue Regierung, „die hoffentlich schnell handlungsfähig ist“. Die Öffnungzeiten-Regelung ist für Haraszti „nostalgischer Unfug“. Er urgiert eine Ausweitung um sechs Stunden, zwischen Montag und Samstag. „Dass man statt um 7:40 Uhr um 7:00 Uhr aufsperren oder statt um 20:00 eine Stunde später zusperren kann“. Das Argument der Politik, längere Öffnungszeiten würden keineswegs mehr Umsätze bedeuten, lässt Haraszti nicht gelten: „Mehr Angebot schafft mehr Nachfrage“.

Eine Ausweitung sei aber nicht für alle Märkte notwendig, „es gibt Standorte, da reichen die 72 Wochenstunden völlig aus“. Mit der Sonntags-Öffnung ist Haraszti zufrieden.

„Administrativ-Monster“

Einschränkungen, wie sie dem Handel auferlegt werden, wären in der Industrie gleichbedeutend, „als würde man den Unternehmen sagen, wie viel sie maximal exportieren dürfen“. Auch den Handel frustrieren die Regulatorien in Österreich, Haraszti ätzte im Klub über „Administrativ-Monster“.

Das ab Jahresbeginn 2025 geltende Einwegpfand für Plastikflaschen und Dosen kostet Rewe einen „zweistelligen Millionenbetrag“, die Märkte benötigen größere Lagerflächen. Anfangs werden Mitarbeiter den Kunden beratend zur Seite stehen. Das neue System, zu dem der Rewe-Boss „keine Alternative“ sieht, sei idealerweise kostenneutral, aber noch nicht im ersten Jahr.

Für das Weihnachtsgeschäft ist Haraszti „für den gesamten Handel zuversichtlich. Die Leute wollen sich in den Feiertagen was Gutes gönnen“.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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