Der Goldene Löwe geht an den spanischen Meister Pedro Almodóvar für sein packendes Drama „The Room Next Door“ mit Tilda Swinton, Nicole Kidman als beste Darstellerin in „Babygirl“ ausgezeichnet
Der Gewinner der 81. Filmfestspiele in Venedig heißt Pedro Almodóvar. Der 74-jährige, spanische Meisterregisseur gewann für seinen ersten englischsprachigen Film „The Room Next Door“ (Kinostart: 25. Oktober) hoch verdient den Goldenen Löwen. Besonders seine hinreißenden Hauptdarstellerinnen Tilda Swinton und Julianne Moore entwickeln in ihrem erstmaligen Zusammenspiel eine ungeheure Sogkraft.
Tilda Swinton verkörpert eine Kriegsreporterin mit einer tödlichen Krebsdiagnose, Julianne Moore eine langjährige Freundin. Als die Krankheit voranschreitet, bittet die Sterbende ihre Freundin, sie bis zu ihrem Tod, dessen Datum sie selbst auswählen möchte, zu begleiten – „in einem Raum nebenan“. Die große Kunst von Almodóvar („Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“, „Parallele Mütter“) besteht darin, ein schweres Thema in den leuchtenden Farben des Lebens zu erzählen, zartfühlend und tiefsinnig, ohne in Schwermut zu verfallen.
Unter Schock
Nicht an der Preisverleihung teilnehmen konnte Nicole Kidman, die für ihre furchtlose Darstellung in dem Erotikthriller „Babygirl“ mit dem Preis als beste Darstellerin ausgezeichnet worden war. Als Chefin einer großen Firma verstrickt sie sich in „Babygirl“ in eine Affäre mit einem viel jüngeren Praktikanten und setzt dabei ihre gesamte Existenz aufs Spiel.
Nachdem ihre Mutter Janelle Ann überraschend gestorben war, konnte Kidman verständlicherweise nicht persönlich an den Lido reisen. Sie stehe unter Schock, ließ die 57-jährige Schauspielerin durch „Babygirl“-Regisseurin Halina Reijn in einer Mitteilung vermelden: „Dieser Preis ist für meine Mutter. Sie hat mich geformt, sie hat mich geführt und sie hat mich gemacht. Ich bin unendlich dankbar, dass ich ihren Namen durch Halina an euch alle weitergeben darf.“
Ihr Herz sei gebrochen, teilte Kidman mit.
APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
Spricht Nicole Kidman sein Beileid aus: Brady Corbet
Durch diese Nachricht sichtlich getrübt, nahm im Anschluss daran der amerikanische Regisseur Brady Corbet einen Silbernen Löwen für beste Regie in Empfang und sprach Nicole Kidman sein Beileid aus.
Brady erhielt die Auszeichnung für sein Nachkriegsepos „The Brutalist“ über einen fiktiven, jüdischen Architekten namens László Tóth. Nur mit Mühe kann sich Tóth vor den Nazis in die USA retten. Dort beginnt er im Auftrag eines Mäzens mit dem Bau eines futuristischen Gebäudes, doch latenter Antisemitismus in den USA erschwert seine Beheimatung im Land der Freiheit gravierend. Das Bild, das Brady von der amerikanischen Nachkriegsmoderne zeichnet, ist düster, bringt aber den herausragenden Hauptdarsteller Adrien Brody zum Strahlen.
Danke, Isabelle
!In Venedig allerdings wurde Brody übergangen; an seiner Stelle erhielt der Franzose Vincent Lindon den Hauptpreis als bester Darsteller für seine Rolle in „The Quiet Son“. Darin verkörpert Lindon den alleinerziehenden Vater eines jungen Burschen, der sich den Rechtsradikalen anschließt.
„Danke, Isabelle!“, wiederholte Lindon in seiner Rede gefühlte zehn Mal und meinte damit die französische Jury-Präsidentin Isabelle Huppert, unter deren Leitung er den Preis zugesprochen bekommen hatte.
REUTERS/Yara Nardi
Preis für harte Kost: „April“ von Dea Kulumbegashvili
Für harte Kost aus Georgien wurde die Regisseurin Dea Kulumbegashvili mit dem Spezialpreis der Jury belohnt. In ihrem erst zweiten Film „April“ folgt Kulumbashvili einer georgischen Gynäkologin bei ihren Routinen – teilweise auch abseits …read more
Source:: Kurier.at – Kultur